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Die drei alten Vororte von Siegen

Drei Vororte hatte die damals nassauische Bergstadt Siegen. Es war der Hain, die Sieghütte und die Hammerhütte. Sie lagen seinerzeit alle nicht in unmittelbarer Nähe der Stadt, sondern waren in ziemlicher Entfernung. Das lag daran, dass sie alle drei aus Hüttenwerken hervorgegangen sind, die das Wasser als Antriebskraft benötigten, wie es Professor Heinzerling in einem Aufsatz darlegte.

Der Ortsteil Hain am Osthang des Siegbergs auf einem Foto von 1909  (Autor unbekannt)
Der Ortsteil Hain am Osthang des Siegbergs auf einem Foto von 1909 (Autor unbekannt)

Der Vorort Hain siedelte sich um die Hainer Hütte an, die erstmals 1444/1445 als Ort der Verhüttung von Erz urkundlich erwähnt wurde. Sie soll das älteste Hüttenwerk im Siegerland gewesen sein. Sie lag an den Ufern der Weiß zwischen dem Siegberg im Nordwesten und dem Lindenberg im Südosten und wurde auch Hainer Hammer genannt. 1798 gab es in Hain 28 Häuser und 182 Menschen lebten 1834 dort. Neben dem Hüttenbetrieb bestanden in Hain auch zwei Gießereien. Die Gießerei Peipers bestand ab 1882. Die Hainer Hütte wurde ihr 1916 angegliedert. 1927 fusionierte sie dann mit der Gießerei Gontermann. Es wurde eines der größten Arbeitgeber dieses Gebietes. Durch die Lokalbahn Eisern – Siegen sicherten sie sich von 1901 die Verkehrsanbindung der Betriebe an das Schienennetz der deutschen Reich- bzw. Bundesbahn. Auf den historischen Vorort Hain weisen in Siegen bis heute noch einige Straßennamen hin, so Hainer Hütte, Hainer Weg und Am jähen Hain östlich des Siegener Stadtkerns.

Die 1444 erstmals erwähnte Hainer Hütte in Siegen, erzeugte 1959, 29.087 t Roheisen. (Foto Otto Arnold)
Die 1444 erstmals erwähnte Hainer Hütte in Siegen, erzeugte 1959, 29.087 t Roheisen. (Foto Otto Arnold)

Ein weiterer mittelalterlicher Vorort von Siegen war die Sieghütte. Er wurde um die gleichnamige Hütte gebaut. Er trug seinerzeit auch die Namen Auf der Sieg, Tillnhenrichshütten und Dillnhenrichshütten. Bis 1898 war die Walzengießerei Gontermann da. Um diese Zeit wurde das Unternehmen nach Marienborn verlagert. 58 Häuser hatte die Sieghütte 1798 und 407 Personen lebten 1834 dort. Der Name Sieghütte ist heute noch vorhanden. So trägt zum Beispiel eine Ausfahrt der Hüttentalstraße die Bezeichnung Sieghütte.

Die Hammerhütte verdankt ihrem Dasein einem Eisenhammer, der sein Wasser von der Weiß kurz vor der Einmündung in die Sieg bekam. Das Wasser lief nach Gebrauch durch einen tieferliegenden Untergraben, der sehr lang war, in die Sieg beim Stummen Loch. Die Hammerhütter waren mit der Stadt nur über den Kirchweg, der heute noch die Bezeichnung hat, verbunden. In dem bekannten Hüttenverzeichnis von 1417 wird die Hammerhütte zum ersten Mal erwähnt. 1599 gehörte die Hütte noch einem einzelnen und zwar Johann Hoffmann, später wurde das Hammerwerk durch eine Gewerkschaft bis in die Mitte des 19. Jahrhundert betrieben.

Sieghütter Hauptweg in Siegen (Foto Hans Blossey)
Sieghütter Hauptweg in Siegen (Foto Hans Blossey)

Da das Hammerwerk scheinbar nicht mehr rentabel war, wurde es 1843 an die Brüder Friedrich und Adolf Dresler sowie an die Gebrüder Klein Dahlbruch verkauft. Diese bauten ihn 1848 in einen Stahlhammer mit zwei Puddelöfen um. Im Jahre 1866 wurde der Betrieb, in dem 27.900 Zentner Luppen hergestellt wurden, verkauft. Die Oechelhäuser Papierfabrik, die den Betrieb erwarb, nutzte die Wasserkraft zum mahlen und reinigen von altem Papier.

Die Bewohner vom Vorort Hammerhütte lagen zwar auf städtischem Gebiet, galten aber nicht als Vollbürger wie die Siegener. Sie reichten eine Aufnahme als Vollbürger ein, die aber keinen Erfolg hatte. Denn die Aufnahme für Männer betrug 25 Taler und für Frauen 12 Taler. Es war die Hälfte von dem, was Bürger von auswärts zu zahlen hatten. Außerdem musste jede Person noch einen Ledereimer zur Verwendung bei Feuersbrünsten mitbringen.

Gewerbegebiet an der Hüttentalstraße im Ortsteil Hammerhütte in Siegen (Euroluftbild Hans Blossey)
Gewerbegebiet an der Hüttentalstraße im Ortsteil Hammerhütte in Siegen (Euroluftbild Hans Blossey)

Die Hammerhütte war zu Beginn des 19. Jahrhundert ein von Wiesen und Gärten umgebenes Dörfchen für sich. Es hatte eine besondere Schule, einen Gemeindevorsteher, ein Backhaus und eine Feuerlöschspritze. Mit ihrer Mundart stimmten sie eher mit dem Eiserfelder als dem Siegener Platt überein. Manche Neckereien gab es hin und her. Da bei den Hammerhütter der Hammer Tag und Nacht dröhnte, wurden sie von den Siegener Hammerhetter Hobbobhob genannt.

Die Unterschiede zwischen Hammerhütte und der Stadt hörten langsam auf. Die Regierung von Arnsberg bestimmte 1824, das zu den aus 12 Mitgliedern bestehenden Stadtrates noch je ein Mitglied aus den drei Vororten hinzukommen sollten. Für die Hammerhütte wurde Joh. Henr. Stenger genannt. Doch der Stadtrat von Siegen wollte die drei neuen Mitglieder am Anfang nicht anerkennen. Das Amt des Gemeindevorstehers wurde in den Vororten somit überflüssig.

Wohngebiet an der Koblenzer Straße im Ortsteil Hammerhütte in Siegen  (Euroluftbild Hans Blossey)
Wohngebiet an der Koblenzer Straße im Ortsteil Hammerhütte in Siegen (Euroluftbild Hans Blossey)

Der letzte Vorsteher in der Hammerhütte war der Schmiedemeister Freyling. Er hatte noch verschiedene Aufgaben, so auch die Aufsicht über das Feuerlöschwesen. Er gab 1869 bei dem gewaltigen Klubbbrand den Schlüssel zum Spritzenhaus nicht heraus. Er hatte Angst, wenn bei der Hammerhütte ein Brand ausbräche wäre keine Spritze da. Kurz darauf erschien in der Siegener Zeitung in Gedichtform folgende Anfrage. Ihr Spritzenleute sagt mir an, ob mir einer sagen kann, wo bei des Klubbes großen Brand die Hammerhütter Spritze stand? Kurz darauf erschien prompt die Antwort in der Zeitung. Die Hammerhütter Spritze stand, beschützt von Meister Freylings Hand, in ihrem engen Vaterland.

Blick vom Rosterberg auf Hammerhütte (Ansichtskarte Koch-Siegen)
Blick vom Rosterberg auf Hammerhütte (Ansichtskarte Koch-Siegen)

Im Laufe der Zeit wurde das Werk durch den Namen Hetteplatz im Volksmund erhalten. Auf der Hammerhütte baute man auch Wohnhäuser für die beschäftigten Leute. Die Zahl der Bewohner vergrößerte sich sehr schnell. Der Boden reichte in der Landwirtschaft für die Bevölkerung nicht mehr. Die Gemeinde Hammerhütte schaffte Abhilfe, denn sie nahm 1792 das Hofgut Winchenbach in Erbpacht. 22 Einwohner beteiligten sich an der Erbpacht. 41 Häuser standen 1798 auf der Hammerhütte. Im Jahre 1834 hatte der Bezirk Hammerhütte 290 Menschen. Die Hammerhütte vereinigte sich immer mehr mit der Stadt. Heute ist die Hammerhütte etwa ein Viertel der alten Kreisstadt Siegen.

Literaturhilfe:
WIKIPEDIA: Sieghütte
Adolf Müller: Siegener Hammerhütte schon 1417 genannt
WIKIPEDIA: Hainer Hütte
WIKIPEDIA: Hammerhütte

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