Die Hausmarken waren die Vorläufer der Haubergszeichen
Hausmarken waren ein Zeichen für die Familien und deren Besitz. Schon vor der Entstehung von Wappen entstanden Hausmarken. Es war ein Zeichen einer Familie mit dem der Familienbesitz gekennzeichnet wurde. Bereits vor der Entstehung der Heraldik wurden Besitz- und Eigentumskennzeichen von Familien verwendet. Heraldik – Wappen kamen bereits im 12. Jahrhundert in Nordwesteuropa, im heutigen Nordfrankreich und England bei dem Hochadel auf. Heraldik ist die Lehre vom Wappen und ihrem Gebrauch. Der gesellschaftliche Stand war egal. Sowohl die Bauern aber auch Adelsfamilien führten die Hausmarken ein. Einzelne Personen von der der Sippe versahen die Hausmarke mit einem kleinen Zusatz. Mit der Einführung von Familienwappen wurde die Hausmarke darin übernommen. Adelsfamilien integrierten sie nach den heraldischen Regeln.
Das Fischerdorf Vitt auf der Insel Rügen Im Hintergrund Kap Arkona (Bild Lapplaender - Eigenes Werk)
Ähnlich wie die uralten Hausmarken sahen zum Teil auch die Siegerländer Hagenzeichen, es sind die Häh- bzw. Haubergszeichen, aus. Alle der Arbeit dienenden Gerätschaften im Siegerland wie Sensen, Rechen, Sicheln, Beile, Hacken, Schaufeln, Harken, Karste, Knippe, Siebe, Ketten, Futterkästen, Lohlöffel, Westen, Säcke usw. trugen eingeprägt, eingeschnitten oder schwerlösbar aufgemalt das dem Hause eigene Hagenzeichen. In die Bettwäsche wurde es sogar eingestickt. Somit hatte jeder Haushalt Eigentumszeichen an seinern Inventarstücken. Das Hagenzeichen der einzelnen Haushalte war im Dorfe bekannt. Das Besitzrecht war durch das Anbringen der Hausmarke somit beurkundet und sichergestellt. Die Hagenzeichen setzten sich oft zusammen aus waagerechten, senkrechten und schrägen Ritzen bzw. Vertiefungen.
Die Hausmarken der Fischerhäuser in Vitt auf Rügen (Bild Chron-Paul - Eigenes Werk)
Bei den Hauszeichen, es waren die Vorläufer der Siegerländer Haubergszeichen, handelt es sich um Steinmetzzeichen. Es waren einfache Ritzsymbole, die sich bis auf vorgeschichtliche Zeiten zurückverfolgen lassen. Es waren wegen der fehlenden Tingierung keine Wappen. Tingierung ist eine Farbgebung, die Tinktur der Wappen. Wie seit dem späten Mittelalter belegt, können sie aber in den Wappen als Symbol sein. Die Hausmarken bestanden meistens aus zusammengesetzten Linien. Es waren imposante Gebilde und viele Jahrhunderte im Gebrauch. Sie wurden meistens von ungeübten Händen in jedes zur Verfügung stehende Material gemeißelt, gebrannt oder geschnitzt. Die Verwendungsarten der Hausmarken waren sehr verschieden. Zum einen wurde der bewegliche Besitz wie Boote und Haustiere und der unbewegliche wie Acker und Haus und alles was dazu gehörte gekennzeichnet. Sie befanden sich nicht nur an den Häusern, sondern auch auf Möbelstücken, Werkzeugen, Fenster Bierscheiben und auf kirchlichen Ausstattungsstücken. Selbst die Notare führten Hausmarken in ihren Notariartssiegeln. Auf vielen Plaketten und an Königsketten der Schützenvereine gravierte man im 16. Jahrhundert auch Hausmarken.
Hiddensee im Naturparadies Keine Autos aber Pferdetaxis (Bild von Adobe Stock)
Verwendet wurden Hausmarken als Eigentumszeichen an beweglichen und unbeweglichen Geräten in Hof und Haus. Sogenannte Doppelhaken in den Wappen wurden als Marksteinzeichen beschrieben. Als Flur- und Grenzsteine wurden die Marksteine genutzt. Auf ihnen waren die Symbole des Eigentümers angebracht. Die Bedeutung als Gewicht oder Sandstein sind nicht zutreffend. Diese Zeichen wurden hier zu Hausmarken. Die Hausmarken sind mit dem Symbol Mauerhaken gleichgesetzt worden, da Mauerhaken oft diese Hausmarke tragen. Auch als Handzeichen bei Urkunden und Verträgen wurden sie genutzt. Zwischen Hof- und Hausmarken und zwischen Personen und Sippenzeichen ist ein fließender Übergang und unterscheidet das Markwesen vom Wappenwesen.
Seit 1530 sind Hausmarken auf Rügen urkundlich genannt. Besonders notwendig waren sie bei den Fischern, wo Netze, Reusen und anderes Zubehör gekennzeichnet werden musste, da es oft gemeinschaftlich genutzt wurde. Hausmarken sind nicht Personen gebunden, sondern wie es der Name schon sagt hausgebunden. Auch bei dem Verkauf des Hauses an Fremde oder Vererbung blieben sie bestehen und rechtswirksam. Oft ritzte der neue Besitzer einen Zusatzstrich in das Zeichen. In den Zeiten in denen die meisten Menschen des Schreibens und Lesens noch nicht kundig waren, konnten sie sich Zeichen viel besser merken als Buchstaben. Deswegen nannte man Hausmarken auf Plattdeutsch auch Merk. Heute stehen in unseren Straßen ja auch leicht erkennbare Verkehrszeichen und nicht Verkehrsschilder mit langen Texten.
Kurhaus Binz auf der Insel Rügen bei Nacht (Bild von Tim Taler)
Nach Möglichkeit, aber nicht zwingend vorgesehen, wurde deswegen die Vererbung auch an blutverwandtschaftliche Erben weitergegeben. Der Hausname blieb so beim Haus. Geriet das Haus in fremde Hände so übernahm der neue Besitzer die Hausmarke. Wenn einige Hausmarken in verschiedenen Orten auf Rügen nicht mehr vorhanden sind, dann existieren die betreffenden Häuser nicht mehr. Die ältesten mit Hausmarken gekennzeichneten Grabsteine auf der Insel Rügen sind aus dem 18. Jahrhundert. Nachdem die Einwohner die passende Granit- oder Sandsteinfindlinge am Strand gefunden hatten meißelten sie ihre Hausmarke mit Jahreszahl in den Stein und manchmal noch das Todesjahr. In dem Ort Hiddensee hatten die Hausmarken noch 1976 juristischen Charakter. In Vitt sind sie noch heute ersichtlich. Im Hafen am Fischerschuppen ist ein Schild wo alle Hausnamen aufgelistet sind. Das urige uralte Fischerdorf, das komplett unter Denkmalschutz steht, ist in seiner Ursprünglichkeit mit seinen 13 denkmalgeschützten Häuser erhalten geblieben. Die Häuser tragen keine Hausnummern, sondern noch die so genannten Hauszeichen.
Hausmarken auf einem Brunnenkasten von Feldis in der Schweiz (Bild Paebi - Eigenes Werk)
Auf dem Friedhof in Hiddensee haben über Jahrhunderte einfache Menschen ihre Angehörige begraben. Fast jeder Grabstein zierte eine Hausmarke. Aber auf dem sanft gewellten Friedhof liegen auch Persönlichkeiten. Denn viele mit der Insel verbundene Künstler fanden auf eigenen Wunsch hier ihre Ruhestätte. So auch die Urne von Gret Palucca (1902-1993). Die Insulaner haben sie in dem Kloster auf dem Friedhof beigesetzt. Das unscheinbare Grab schmückt lediglich ein Findling mit der Inschrift PALUCCA. Doch Steine und Blumen künden davon, dass es fast schon eine Wallfahrtsstätte für Menschen geworden ist, die die Sängerin verehren. Es haben viele Berühmtheiten hier die letzte Ruhestätte gefunden. So der Dichter Gerhart Hauptmann der in Schlesien gestorben war fand seine letzte Ruhestätte auf Hiddensee. Er wurde mit einigen Schwierigkeiten aber erfolgreich nach hier befördert und am 28. Juli 1946 auf dem Inselfriedhof beigesetzt. Der Künstler Oskar Kruse und Walter Felsenstein, der Intendant der komischen Oper in Berlin, sind auf dem Inselfriedhof beigesetzt worden. Am nördlichsten des Friedhofes ist Hans Schildmacher begraben, es war der erste Direktor der eingerichteten Vogelwarte. Zu der schlichten Grabstätte von Palucca wirkt das beeindruckende Familiengrab der Felsensteins gigantisch. Mit grünen Büschen sind die Gräber fast alle eingerahmt, was der gesamten Anlage eine inselmäßige Natürlichkeit verleiht. Die ältesten Grabsteine zeigen, dass schlichte Mittel ausreichen mussten um ein Grab zu markieren.
Auf dem Inselfriedhof in Hiddensee (Bild von Manfred Munzinger)
Hausmarken sind heute zwar nicht mehr im Gebrauch, aber als Schmuckelement an den Häuserwänden angebracht erinnern sie an die alte Sitte. Viele junge Insulaner erinnerten sich in den letzten Jahren an die Hausmarken - Tradition und führten dieses Erbe fort. In der südlichsten Ortschaft Neuendorf, ist das Hausmarkenwesen, da sich die innere Struktur am wenigsten verändert hat, wohl am ursprünglichsten erhalten.
Literaturnachweis:
Hiddenseekultur.de - Hausmarken
Wikipedia – Hausmarke
Genealogie-werkstatt-berlin – Hausmarken - vorheraldische Zeichen für Familie
alltagskultur.lwl – zeichen fuer haus und besitz
wikipedia.org/wiki/Heraldik - heraldik
R. Jung – Die Haubergszeichen des Siegerlandes