Die Bibel war das erste Lesebuch
Entwurf der neuen Schule für die Schulgemeinde Dahlbruch, Schweisfurth und Hillnhütten die 1872 gebaut wurde
Bereits im 16. Jahrhundert konnten die Dahlbrucher Kinder die Kirchspielschule in Ferndorf besuchen, denn Dahlbruch gehörte zu dieser Zeit zur Pfarrei Ferndorf. Es gab keinen Schulzwang und der Unterricht erfolgte nur im Winterhalbjahr. Ich glaube nicht, dass die Dahlbrucher Kinder die Schule besucht haben. Denn Hin- und Rückweg waren zusammen durch den Schnee im Winter mühsamer und schwieriger als der Unterricht.
Müsen, Dahlbruch, Winterbach, Merklinghausen und die Schweisfurth wurden von der Kirchengemeinde Ferndorf 1627 ausgepfarrt und Müsen wurde mit den anderen Orten selbstständige Kirchengemeinde. Es war zu einer Zeit, als die Pest im Ferndorftal wütete und sehr viele Opfer gefordert hat. Müsen bekam eine eigene Kirchspielschule, die auch die Dahlbrucher Kinder besuchten, denn der Pfarrbezirk war seinerzeit auch der Schulbezirk.
Die um einen Klassenraum erweiterte Dahlbrucher Schule im Jahre 1898. Die im Turm hängende Totenglocke hat bis 1962 die Dahlbrucher auf dem letzten Weg begleitet
Im Jahre 1680 wurde der Pfarrer in Müsen vom Schuldienst befreit und ein Schulmeister wurde bestellt. Der Wandeltisch, die Beköstigung im Reihenumgang für den Schulmeister, war in Müsen seinerzeit nicht üblich. Deshalb wurde er anders entschädigt. Das Brennholz hatten die Dahlbrucher und die Schweisfuhrter, die ,,Höüwener‘‘, wie man sie damals nannte, zu liefern.
Die Rechnungsprüfer für die Schulgemeinde Dahlbruch nehmen die Wahl am 14. Oktober 1869 an
Um das Jahr 1750 trennten sich Dahlbruch und die Schweisfurth von Müsen und versuchten eine eigene Schule zu gründen. Ein Grund war u. a. bestimmt der mühsame Schulweg. Da kein geeignetes Gebäude zur Verfügung stand, wurde in Stephans Haus in der Hochstraße eine Schulstube eingerichtet. Anno 1782 kam es zu einem beachtlichen langen Gemeindebeschluss. ,,So notwendig es eines jeden Menschen Pflicht ist, vor Gott und Menschen ein frommes Leben zu führen, so vielmehr ist es insbesondere rechtschaffender Eltern Pflicht, welchen Gott Kinder der Liebe geschenkt hat, dass sie dieselben zur Ehre Gottes und zum Nutzen der menschlichen Gesellschaft auferziehen sollen. Deshalb sollen auch für Kinder Pflanzschulen aufgerichtet werden, worin dieselben von geschickten Schulmeistern unterwiesen und ihnen die Anfangsbuchstaben von Gott und seinem Wort beigebracht werden ....‘‘ Die Bibel war damals das Lesebuch.
Verdings-Anzeige für den Neubau eines Schulgebäudes in Dahlbruch (Kopie aus dem Siegener Kreisblatt vom Freitag den 24. November 1871)
Mit der Schulgründung, die durch Unterstützung der nassauischen Landesfürsten ermöglicht wurde, begann erst die Not. Denn bei ihrer großen Kinderschar konnten die zehn Familien nicht noch einen Schulmeister ernähren. Nach heftigen Streitereien wurde folgendes beschlossen. ,,Der Schulmeister soll mit diesem angehenden 1782ten Jahre in jedes Haus gehen an die Kost drei Tage lang, sowohl bei dem der keine Kinder hat, als bei dem, der viele Kinder hat und zwar durch das ganze Jahr.‘‘ Die Familien mussten laufend an ihre Verpflichtungen erinnert werden. Es herrschte bittere Armut, so dass ein Schulmeister über Nacht verschwand. Die Notlage ging aus folgendem Bericht hervor. ,,Die Kinder können kaum im Lernen fortschreiten, wenn der Schulmeister mit Nahrungssorgen zu kämpfen hat, was ihm die nötige Heiterkeit raubt, wie dies jetzt der Fall bei dem zeitigen Schulmeister Groos ist, der wegen mangelnden Vermögens und sich ohne Eltern in sehr üblen Umständen befindet.‘‘
Die noch einklassige Dahlbrucher Schule mit ihren Schülern und ihrem Lehrer Köhler im Jahre 1895
Anno 1784 wurde in Dahlbruch, auf dem heutigen Ernst-August-Platz das erste Schulhaus errichtet. Die Landesregierung in Dillenburg hatte endlich die Genehmigung gegeben und eine Unterstützung zugesagt, die mit Auflagen verbunden war. Ein Entwurf, der ein zweistöckiges Gebäude vorsah, wo unten ein gemeinschaftliches Backhaus vorgesehen war wurde nicht genehmigt. Um 1790 hatte die Familie Braun 24 Kinder (zwei Mütter, ein Vater) und im Nachbarhaus Jüngst wohnten 14 Kinder. Die Familie des Faktors Freudenberg daneben hatten 10-mal Kindtaufe. Es war eine kinderreiche Zeit in Dahlbruch. Im Jahre 1824 schloss sich die Gemeinde Hillnhütten der Schulgemeinde Dahlbruch mit folgenden Bedingungen an. ,,Für diese Teilnahme hat die Gemeinde Hillnhütten ein für allemal die Summe von einhundertzwanzig Gulden Handels Cours bar bezahlt. ‘‘
1907/1908 wurde das Schulgebäude auf dem Ernst,August, Platz aufgestockt, so dass vier Klassenräume da waren
Da die Schülerzahl auf 60 gestiegen war, wurde 1873 ein neues Schulgebäude neben der alten Schule, die abgerissen wurde, errichtet. Im Juli 1892 schloss sich die Winterbach dem Schulverband Dahlbruch an. Zuvor waren die Kinder in der Müsener Schule unterrichtet worden. Im Jahre 1898 hatte man 116 Schüler und die Schule wurde um einen Klassenraum erweitert, aber auch die zweite Lehrerstelle wurde besetzt. Die dritte Lehrerstelle wurde 1903 eingerichtet, denn es mussten 140 Kinder unterrichtet werden. 1907/1908 wurde die Schule auf dem Ernst-August-Platz aufgestockt, so dass vier Klassenräume zur Verfügung standen. Sehr schnell stieg die Zahl der Schüler. So waren im Jahre 1909 schon 166 vorhanden. Es gab damals noch eine Schule für kath. Kinder im oberen Ferndorftal, die 1857 gebaut worden war, in Allenbach an der Landstraße lag und zu klein geworden war. Sie wurde durch einen moderneren, größeren Schulhausneubau 1911 neben der kath. Kirche ersetzt in der bis 1939 unterrichtet wurde.
Im Herbst 1944 war kein geordneter Schulbetrieb mehr am Ernst-August-Platz möglich. Das Schulgebäude wurde von Ausgebombten belegt. Der Unterricht fand in kleinen Gruppen in Privathäusern statt und wurde ständig vom Fliegeralarm unterbrochen. Der Schulbetrieb wurde im März 1945 komplett eingestellt.
Am Montag, den 27. August 1945 öffnete die Volksschule in Dahlbruch wieder die Türen. Eingeschult wurden 188 Kinder. Es waren vorerst nur die vier unteren Jahrgänge, die in 4 Klassen durch zwei Lehrkräfte unterrichtet wurden. Die Kinder der Klassen 5 bis 8 wurden am 10. November 1945 eingeschult. Es waren nun 331 Kinder, die in überfüllten Klassen von vier Lehrpersonen unterrichtet wurden. Als 5. Klassenraum wurde später das HJ-Heim (Hitlerjugendheim) genutzt. Es stand seinerzeit etwa da, wo heute das Pastorenhaus der ev. Kirche steht.
Im Jahre 1911 wurde die kath. Schule in Dahlbruch errichtet
Am 22. August 1947 wurde die kath. Schule in Dahlbruch wieder feierlich eröffnet. Vorausgegangen war eine Wahl für die Neuerstellung konfessioneller Schulen. Die Volksschule Dahlbruch überwies 52 Kinder. 1966 wurden hier 124 Kinder unterrichtet. Das Einschulungsgebiet war die heutige Stadt Hilchenbach sowie die Orte Kredenbach und Herzhausen. Im Jahre 1969 wurde diese Schule infolge der Neuordnung geschlossen. Von 1970 bis 1981 war hier eine Sonderschule für Lernbehinderte, die Pestalozzischule, der Stadt Hilchenbach. Zuvor war sie vier Jahre im alten Schulgebäude am Ernst-August-Platz.
Die Adolf-Reichwein- Gemeinschaftsschule an der Hochstraße in Dahlbruch
Da die alte ev. Schule nicht mehr ausreichend war, wurde zwischen Ernst-August-Platz und Hochstraße eine neue Schule gebaut. Der erste Bauabschnitt dieser Schule wurde am 17.12.1957 übergeben und der zweite wurde Ende 1966 fertiggestellt. Am 1. Dezember 1966 wurde die ev. Volksschule Dahlbruch Mittelpunktschule. Das 9. Schuljahr aus Müsen und das 7. – 9. aus Allenbach bildeten in Dahlbruch eine differenzierte Oberstufe. Am 1.8. 1967 kam das 7. und 8. Schuljahr aus Müsen dazu. Es waren nun 395 Kinder, die in 11 Klassen von 12 Pädagogen betreut wurden. Im November 1967 stimmten in Dahlbruch 92% der Erziehungsberechtigten für die Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule. Dieses wurde aber nicht mehr durchgeführt, denn am 1.8.1968 trat die neue Schulgesetzgebung von NRW in Kraft. Die Schule wurde in eine Hauptschule umgewandelt. Sie erhielt den Namen ,,Adolf-Reichwein-Hauptschule‘‘. Es sollte der Pädagoge Adolf Reichwein geehrt werden, der 1944 in Plötzensee unter dem Fallbeil sein Leben ließ.
Weitere Baumaßnahmen waren erforderlich um den Bildungsplan einer Hauptschule zu erfüllen. Die Vorbereitung dazu hatte der stets schulfreundliche Rat der Gemeinde Dahlbruch noch begonnen. Die Durchführung wurde nach der kommunalen Neuordnung eine Aufgabe der Stadt Hilchenbach. Als Ergebnis bleibt festzuhalten, dass aus heutiger Sicht die Adolf-Reichwein-Hauptschule im Jahre 2013 die Türen schließt und es dann in Dahlbruch nach über 250 Jahren keine öffentliche Schule mehr gibt!