Der 40. Pfarrer zog nicht mehr in das uralte Pfarrhaus
Die Ersterwähnung des Ortes Oberholzklau unter dem Namen Holzeclaeu war im Jahr 1079. Der Ort war lange Zeit ein Grenzort, er bildete die Landesgrenze zwischen Nassau-Oranien (heutiger Kreis Siegen-Wittgenstein) und Kur-Köln (heutiger Kreis Olpe). Die etwa 105 km lange Grenze wurde durch einen Wall, Gräben und Gebüsch gesichert, das so genannte „Kölsche Heck“. Noch heute ist zwischen Oberholzklau und Hünsborn ein Grenzübergang zu besichtigen, der „Holzklauer Schlag.“
Das Pfarrhaus gegenüber der Kirche musste schon 1608 wegen Baufälligkeit oder weil es zu klein war abgebrochen werden und einem Neubau – dem heutigen Pfarrhaus – weichen. (Bild aus Sauerland Südwestfalen)
1345 verkaufte Otto II. Graf von Nassau unter anderem das Kirchspiel Oberholzklau an den Erzbischof Walram zu Köln. Damit lebten die Oberholzklauer vorübergehend unter einer Doppelherrschaft. Im Jahr 1360 nahm Graf Ottos Sohn, Johann I., die verkauften Kirchspiele wieder in seinen Besitz. Oberholzklau gehörte nun wieder zum Erzbistum Mainz. Im selben Jahr unterstellte sich der Holzklauer Pfarrer in unruhigen Zeiten unter dem Schutz von Erzbischof Gerlach Graf von Nassau. Nach der Reformation führte Wilhelm der Reiche Graf von Nassau 1531 die lutherische Lehre ein, die damit auch für das Kirchspiel Oberholzklau verbindlich wurde. Im Jahr 1578 führte Johann VI. Graf von Nassau die evangelisch-reformierte Lehre ein, die er zuvor in den Niederlanden kennengelernt hatte.
Winterstimmung in Oberholzklau mit Kirche (Bild Holger Klaes)
Die Pfarrei Oberholzklau wurde erstmals 1329 in einer Urkunde zur Verpachtung des Hofs Droningen vom Kloster Stift Keppe erwähnt, dagegen wurde Oberholzklau als Kirchspiel im Jahre 1392 erstmals aufgelistet. Zu dem Kirchspiel Oberholzklau gehörten seinerzeit Freudenberg, Büschergrund, Alchen, Lindenberg, Bottenberg, Bühl, Niederholzklau, Meiswinkel, Oberhees, Mittelhees und Langenholdinghausen. Jedoch erhielt Freudenberg 1585 vom Fürstenhaus die Genehmigung mit Büschergrund eine eigene Kirchengemeinde zu gründen. Der Oberholzklauer Pfarrer Jüngst schrieb am 13. Juli 1828 an seine vorgesetzte Behörde, dem königlichen Landrat in Siegen, eine vorsichtig formulierte Beschwerde. Darin hieß es: „Das Pfarrhaus ist teilweise so schlecht und gefährlich – eine Wand droht in Wahrheit dem Einsturze – dass es unmöglich ist noch ein Jahr in solch einem Zustande zu bleiben.“
Backes am Pfarrweiher in Oberholzklau (Bilder von Astrid)
Der Bürgermeister hatte sich bereits ein Jahr zuvor an die gleiche Behörde in Siegen gewandt, weil das Pfarrhaus in Oberholzklau im sehr schlechten Zustand wäre: „Zur Erhaltung dieses Hauses müssten jährlich kostspielige Reparaturen vorgenommen werden.“ Es wäre billiger und einfacher, das alte Pfarrhaus abzubrechen und an der gleichen Stelle ein neues zu bauen. Genügend Gehölz sei für den Neubau im Pfarrwald vorhanden. Weiterhin könne man um die Kosten niedrig zu halten das alte Fundament und den Keller benutzen.“
Abendlicher Blick auf die Kirche in Oberholzklau (Bild Armin Schwarz)
Als das hier erwähnte Haus im Jahre 1608 errichtet wurde hatte man den Keller eines älteren Gebäudes, was an dieser Stelle stand, mit verwendet. Im Keller war auf dem Boden noch das uralte Fischgrätenmuster aus flachen Fußsteinen vorhanden. Zum Glück hatte man dieses Haus nicht abgebrochen, sondern immer wieder ausgebessert. Es steht heute noch und ist schöner als je zuvor. Es war eines der ältesten Fachwerkhäuser des Siegerlandes und eines der ältesten Pfarrhäuser von Westfalen. Es war das dritte Pfarrhaus der Gemeinde. Das erste lag im Tal zwischen Meiswinkel und Oberholzklau. 1537 zog der Pastor in die Nähe der Kirche. Wegen Baufälligkeit wurde schon 70 Jahre später an einen Neubau gedacht. Der alte Pfarrer Luth, der über 50 Jahre in der Gemeinde gedient hatte, zog für die Dauer des Neubaus auf den Lindenberg zu seiner Tochter. Er verstarb schon kurze Zeit später. Heinrich Freudenberg, sein Nachfolger, errichtete dann den Neubau. Noch heute kann man die Anfangsbuchstaben seines Namens mit der Jahreszahl 1608 lesen.
Plittershagen einer der ältesten Ortsteile Freudenbergs. Schon im 11. Jahrhundert wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt. (Bild aus GPS Wanderatlas)
In der Zeit der Glaubenskriege wechselten sich auch katholische und evangelische Pfarrer in der Gemeinde ab. Es kam vor, dass katholische Pfarrer evangelische Gemeindemitglieder zu beerdigen hatten. So kann man in einem alten Totenbuch lesen. „den 15 ten may starb in Gott Johannes S, aus Lindenberg den Gott gnädig sein wolle, Obiit in häeresi!“ (Er starb als Ketzer). Die alten Unterlagen waren oft mit scharf gestochenen Schriftzügen versehen. Das älteste Dokument war von 1405. Nur die Namen und die Daten standen meistens in den alten Kirchbüchern. Über persönliche Schicksale erfuhr man manchmal auch etwas. So hatte ein Priester im Jahre 1793 im Totenbuch das Sterben seiner jungen Frau ausführlich beschrieben.
Der Oberholzklauer Schlag (Foto Janas Canef)
Lustig sind auch die Auflistungen in einer Kladde, die ein fleißiger Pastor angelegt hatte. Bei den biblischen Texten tauchten immer wieder kleine Strichmännchen mit Mondgeschichten auf. Auf einer anderen Seite hat ein Schreiber das Wort Liebe so schön wie möglich versucht zu schreiben. Einmal stand da nur lieeb – ein e reichte ihm offensichtlich nicht. 1827 taucht der Name Banning mehrfach auf. Der damalige Pfarrer stammte aus dem Dorf Lotte im Tecklenburger Land. Vielleicht hatte er etwas mit der Familie des Hauptmanns Banning aus Rembrandts Nachtwache zu tun.
Auch ein idyllischer Fischteich, der noch aus der Zeit vor der Reformation stammte, war noch vorhanden. Er diente vor allem in der Fastenzeit für die Versorgung. Muntere Forellen tummelten sich noch heute darin. Am Ufer standen uralte Eichen und Erlen. Der Backes stand an der nördlichen Seite des Teiches. Es war ein kleines Fachwerkhäuschen. 1829 stand folgende Eintragung im Lagerbuch. Ein Backhaus mit einem Ofen von Laimensteinen stand westlich vom Pfarrhaus.
Kirche in Oberholzklau bei Nacht. (Aufnahme Armin Schwarz)
39 Oberholzklauer Pfarrer hatten seit 1609 dieses alte Haus bewohnt. Darunter waren zwei Katholiken aber sonst nur Reformierte. Aber der 40. Pfarrer wollte nicht in das Pfarrhaus einziehen, wie es seine Vorgänger klaglos taten. Im Gegenteil, er hatte sogar das wohl älteste Pfarrhaus, in der evangelische Kirche von Westfalen, verkauft. Es wurde an eine junge Familie aus Oberholzklau zu einem ungenannten Preis verkauft. Der Verkauf spaltete die Gemeinde aber der Superintendent und das Landeskirchenamt standen hinter dem Verkauf, denn die Gemeinde war arm. Alljährlich klaffte ein Defizit im Haushalt. Die Handwerker sagten nämlich das Dach des Pfarrhauses sei fällig und das geschützte Innenleben auch. Heizung, Dämmung, Fenster, Fensterbänke usw. deren Kosten sich auf 100.000 bis 200.000 DM belaufen würden und dieses könnte sich die Gemeinde nicht leisten, meinte der Pfarrer. 2004 feierte die Kirchengemeinde Oberholzklau, die zu den ältesten Kirchengemeinden des Siegerlandes gehört, ihr 675. Jubiläum. Nicht nur wegen dem Alter sondern auch aus baulicher Sicht war die Kirchengemeinde bedeutsam für den Ort. Der malerische Mittelpunkt ist der Ortskern mit seiner alten Hallenkirche, die um 1250 erbaut wurde. Nach einem Umbau und Renovierung erhielt sie ihr heutiges Aussehen.
Damals wurde auch der mächtige Turm abgerissen und neu errichtet. Auch das Kirchenschiff wurde vergrößert. Die zwei Glocken der Kirche stammen aus den Jahren 1512 und 1588. Eine mittelalterliche Wandmalerei in der Kirche ist erwähnenswert. Sie zeigt die Grablegung Marias. Schräg gegenüber steht das prächtige alte Pfarrhaus in Fachwerkbauweise. Daneben steht der Alte Backes aus dem 17. Jahrhundert, den der Pfarrer und der Lehrer gemeinsam benutzten.
Literaturnachweis: Freudenberg – wirkt: Oberholzklau - Freudenberg E. O. Hammel: Auch die Kirche feierte Jubiläum Unser Heimatland 1993: Malerischer Fachwerkwinkel in Oberholzklau WIKIPEDIA: Oberholzklau