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Reinhold Forster Erbstollen

Eingangsportal des Reinhold Forster Erbstollen in Eiserfeld. Er wird heute als Schaubergwerk genutzt Bild von Bob Ionescu
Eingangsportal des Reinhold Forster Erbstollen in Eiserfeld. Er wird heute als Schaubergwerk genutzt Bild von Bob Ionescu

Für die Eiserfelder Bevölkerung aber besonders dem Heimatverein wird der 8. Oktober 1983 ein denkwürdiger Tag bleiben. Denn an diesem Tag konnte endlich der Reinhold Forster Erbstollen als Besucherbergwerk feierlich eröffnet werden. Viele Jahre hatte der Eiserfelder Heimatverein sich darum bemüht den Stollen als Erinnerungsstätte an den heimischen Bergbau zu erhalten. Es galt zunächst das barocke Stollenportal vor dem Verfall zu bewahren. Man bemühte sich, nachdem man die Erlaubnis vom Bergamt Siegen erhalten hatte, in vielen Hunderten von freiwilligen Arbeitsstunden den in zwei Jahrzehnten angesammelten Schlamm zu beseitigen. Der erste Vorsitzende Rudolf Vetter erläuterte den Werdegang für die im weiten Umkreis einmalige Einrichtung und sagte allen die zum Gelingen beigetragen haben ein herzliches Dankeschön. Grußworte sprachen unter anderen Landrat Beineke, Oberkreisdirektor Forster, Bürgermeister Reinhard, der Heimatgebietsleiter Bönninghaus, sowie Bergwerksdirektor Dürr und der Direktor Effey von den Rohstoffbetrieben. Alle brachten ihre Anerkennung zum Ausdruck für die geleistete Arbeit und den Heimatverein ermunterten sie auf den eingeschlagenen Weg unbeirrt fortzufahren. Dann war es endlich soweit und die Eröffnung des Stollens wurde durch das Bergamt Siegen vollzogen. Hunderte von ungeduldigen Menschen drängten sich zur ersten Begehung, so dass die stundenlange Wartezeit erst einmal überbrückt werden musste. Der Heimatverein hatte die Festteilnehmer zu wärmenden Kaffee und erfrischendem Bier, dazu noch Backesbrot mit Schinken und Riewe Kuchen mit Butter eingeladen, was dankbar in Angenommen wurde. Erst spätnachmittags hatte der letzte Besucher den Forsterstollen verlassen und alle Beteiligten konnten aufatmen.

Reinhold Forster Erbstollen mit Verladeplatz und der Belegschaft im Jahr 1890 Bild von Trutzhard Irle Das alte Siegerland
Reinhold Forster Erbstollen mit Verladeplatz und der Belegschaft im Jahr 1890 Bild von Trutzhard Irle Das alte Siegerland

Am Fuße des Eichertgebirges in Eiserfeld liegt abseits der Verkehrsstraße, in einem stillen Winkel, das alte Stollentor auf dem in großen Buchstaben der Name eines berühmten Forschers und Geologen der Nachwelt erhalten geblieben ist. Der Stollen wurde am 21. März 1805 angeschlagen. Sofort wurde dem Stollen der Name Reinhold Forster Erbstollen gegeben. (Ein Erbstollen bezeichnet man den am tiefsten liegenden Stollen eines Bergwerkes. Seine vornehmliche Aufgabe ist die Ableitung von Wasser, sowie die Bewetterung des Grubenbaus. Der Besitzer dieses Stollens hatte das Recht von allen Bergwerken, deren Wasser er ableitete, eine sogenannte Erbstollengebühr zu erheben. Darüber liegende Stollen wurden somit enterbt.) Reinhold Forster wurde am 22.01.1729 in Dirschau bei Danzig geboren. Er war einer der bedeuteten Naturforscher des 18. Jahrhunderts. Er sprach unter anderen 17 lebende und tote Sprachen. In England wurde er Professor, begleitete Kapitän Cook auf dessen zweiter Weltreise und starb am 9.12.1798 in Halle an der Saale. Der Stollenanhieb geschah in der Absicht die Tretenbacher Gänge abzubauen und zu Tage zu fördern.

Im Inneren des Reinhold Forster Erbstollen in Eiserfeld Siegen Bild von Ulf Laube
Im Inneren des Reinhold Forster Erbstollen in Eiserfeld Siegen Bild von Ulf Laube

Im Jahr 1839 kam der Stollen in staatlichen Besitz und erhielt den Namen königlicher Reinhold Forster Erbstollen. Aber der erfolgreiche Stollen wurde 1865 wieder an Privatleute verkauft, die ihn bis 1902 in Betrieb hielten. Von nun an diente er nur noch der Ein- und Ausfahrt von Bergleuten sowie dem Materialtransport für den Eisenzecher Zug. Sie gilt mit ihrer Schachttiefe von ca. 1.350 m als tiefste Eisengrube Europas. Der lange Forster Erbstollen wurde auch als Wasserlöschstollen für verschiedene Gruben genutzt. In den Kriegsjahren 1944/45 diente er der Eiserfelder Bevölkerung zum Schutz vor Luftangriffen. Bis zur Übernahme des Heimatvereins wurde hier Sprengstoff für gewerbliche Zwecke gelagert. Der Name Reinhold Forster Erbstollen ist lesbar auf dem Portal unter dem von Schlägel und Eisen eingerahmten Bergbau Motto Glück auf. Es ist der Eingang eines großen Stollenwerkes und untergräbt die Siegener Stadtteile Eisern und Eiserfeld. Im Jahre 1837 hatte er eine Gesamtlänge von 279 m, 1858 waren es 1.004 m und im Jahre 1885 sind es 2.509 m.

Forster Johann Reinhold Gedenktafel auf dem Stadtgottesacker in Halle Bild von der Stadt Halle
Forster Johann Reinhold Gedenktafel auf dem Stadtgottesacker in Halle Bild von der Stadt Halle

Vom Eingang des Erbstollens bis zum Kaiserschacht zählt der Stollen mit einer Länge von 7.597,5 m (Einschließlich Seitengänge) nach dem Schlebuscher Erbstollen südöstlich von Bochum zu den Längsten in Nordrhein-Westfalen. 1902 wurde der Betrieb ein gestellt. Während des Baus wurden einige hundert Tonnen Eisenerz mit geringer Menge Kupfererz abgebaut. Bis zur Schließung des Bergwerkes wurden 13,5 Mio. t Spateisenstein gefördert. Das im Jahr 1879 erstellte Stollenportal gilt als Sinnbild des Siegerländer Erzbergbaus und gibt Kunde von der über 2.000 jährigen Bergbaugeschichte in unserer Region. In diesen Stollen sind Generationen von Bergleuten ein- und ausgefahren, und für manchen war es auch die letzte Fahrt.

Johann Reinhold Forster mit seinem Sohn Georg auf Tahiti Bild von Daniel Beyel
Johann Reinhold Forster mit seinem Sohn Georg auf Tahiti Bild von Daniel Beyel

Das 1879 entstandene Stollenportal des Reinhold Forster Erbstollen sowie das angelegte Besucherbergwerk ist einzigartig. Die ersten 350 m erinnern heute noch sehr eindrucksvoll an den für Eiserfeld sowie für das gesamte Siegerland einst den so bedeutenden Industriezweig Bergbau. Der Heimatverein hat dieses Wahrzeichen des früheren Erzbergbaues für die kommenden Generationen glücklicher Weise erhalten, um ihnen von der harten Arbeit, vom bergmännischem Fleiß und Können unserer Vorfahren erzählen zu können. Zahlreiche geologische Besonderheiten sind zu bestaunen. Das Besucherbergwerk bietet eine spannende Untertagewelt. Man tritt ein in ein 200 Jahre altes Stollensystem sowie alte Erzabbaue, lernt die Werkzeuge, betriebsbereite Bohrhämmer, Darstellungen von Spreng- und Bohrarbeiten, Bilderausstellung, sowie eine prächtige Mineralausstellung die Förder- und Abbaumethoden sowie Filmvorführungen der früheren Bergleute kennen. Auch eine Mineraliensammlung kann man in einem früheren Pferdestall bewundern. Die Führungen werden mit Filmen aus neuer und alter Zeit abgerundet. Der Besuch lohnt sich für jeden, der sich für den Bergbau und die Geschichte des Siegerlandes interessiert. Der Träger des Reinhold Forsters Erbstollen ist inzwischen die neu gegründete Trägergesellschaft Gewerkschaft Eisenzecher Zug geworden. Der Heimatverein Eiserfeld ist ein Gesellschafter davon und hat sich zur Aufgabe gemacht, dieses Wahrzeichen des Erzbergbaues für kommende Generationen zu erhalten.

Eine Ansichtskarte der Grube Eisenzecher Zug mit Szene unter Tage im Jahr 1910
Eine Ansichtskarte der Grube Eisenzecher Zug mit Szene unter Tage im Jahr 1910

Literaturhilfe:
Wikipedia Reinhold-Forster-Erbstollen
Besucherbergwerk Spannende Welt unter Tage
Echt vielfältig Siegen - Wittgenstein
Wassereisenland Industriekultur in Südwestfalen
Franz Volmer Forsterstollen ist Besucherbergwerk geworden
www.mineralienatlas.de
Kulturhandbuch für den Kreis Siegen - Wittgenstein

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