Ein Ofen wärmte den Busanhänger
#
Mit einem ,,Dürkopp‘‘ fing alles an.In einer Zeit wo noch wenig Autos auf den Straßen waren gründete Albert Schmidt bereits 1923 einen PKW Betrieb in Langenau Kreis Siegen. Das erste Automobil, ein Dürkopp, hatte Schmidt bereits 1912. Wünsche der Bevölkerung wegen der damals schlechten Verbindung nach Hilchenbach gaben Veranlassung eine Omnibuslinie Kreuztal-Hilchenbach einzurichten. Es war nicht einfach die Genehmigung zu bekommen, denn einflussreiche Personen wollten die Straßenbahn von Kreuztal nach Hilchenbach bauen.
Albert Schmidt 1912 in seinem ersten Auto, ein Dürkop. Sehr interessant der Ersatzreifen am Fahrzeug
Am 4. Mai 1929 stand unter Hilchenbach Folgendes in der Presse: ,,Kraftfahrtlinie Kreuztal-Hilchenbach. In der vorbezeichneten Angelegenheit hat die Deutsche Reichsbahngesellschaft – Reichsbahndirektion Elberfeld – Dem Regierungspräsidenten König in Arnsberg durch Schreiben vom 1. April d. Js. unter Beziehung auf die Verhandlung in Kreuztal am 25. März mitgeteilt, dass sie nach nochmaliger Prüfung der Sachlage von der weiteren Verfolgung der Angelegenheit absehe. Dadurch ist die Genehmigung vom 12. Juli 1928 – IV Nr. 1222 III – rechtskräftig und der damals genehmigte Fahrplan nunmehr endgültig geworden. Der Fahrplan bleibt also vollständig so bestehen.” Der Linienverkehr begann mit einem Omnibus der 20 Sitze hatte.
Im Agawagen 1924 - Das Fahrzeug hatte abnehmbare Felgen
Unter Müsen gab es im Jahre 1929 folgende Pressenotiz: ,,Unser Ort hat jetzt das langersehnte Verkehrsmittel erhalten. Der Regierungspräsident in Arnsberg hat den Unternehmer Albert Schmidt Langenau die Genehmigung zum Betrieb einer Autobuslinie Dahlbruch-Müsen erteilt. Es ist zu hoffen, dass die Linie so eifrig genutzt wird, dass sich der Betrieb lohnt.
Die Wagenhalle der Firma A. Schmidt 1931 in Dahlbruch mit ihrem Fahrzeugpark
Die neu errichtete Wagenhalle im Jahre 1950
Durch die Linie wird der Anschluss an die in Dahlbruch haltenden Züge und die Autobusse der Linie Kreuztal-Hilchenbach hergestellt. Die Eröffnung des Betriebes erfolgt sofort nach Herstellung der Straße, die eine neue Decke erhalten soll.‘‘
1930 verlegte Schmidt den Busbetrieb von Langenau nach Dahlbruch. Es war ein sehr kluger Schachzug, denn das große Areal lag unmittelbar an der Strecke und noch dazu genau in der Mitte der Linie Kreuztal-Hilchenbach. Auch der Abzweig nach Müsen lag daneben. Aus diesem Grunde konnte man die Lage für dieses Unternehmen als optimal bezeichnen. Noch im selben Jahre wurde eine Busgarage, in der vier Busse Platz hatten und eine Tanksäule errichtet.
Albert Schmidt der Pionier des heimischen Kraftfahrtgewerbes 1930
Die Wirtschaftskrise ging auch an dem Verkehrsunternehmen Schmidt nicht vorbei. Danach erholte sich der Betrieb aber schnell wieder. Der zunehmende Berufsverkehr forderte das Unternehmen stark. Somit hat der Busbetrieb entscheidend für die Verkehrsentwicklung des nördlichen Siegerlandes beigetragen. So hatte das Unternehmen ein Jahr vor Kriegsbeginn fünf Busse für Linien- und Ausflugsverkehr. Der Krieg brachte abermals einen tiefen Einschnitt in die Aufwärtsentwicklung dieses Betriebes. Zwei Busse wurden für Kriegsdienste eingezogen. Die Anderen blieben im Linienverkehr. Aber auch die Feuerwehr Dahlbruch benutzte die Busse schon mal. So am 16. Dezember 1944 bei einem Einsatz in Siegen. Der enorme Treibstoffmangel zu damaligen Zeit zwang zur Umstellung der Kraftfahrzeuge zunächst auf Holzgas und später auf Leuchtgas. Die Versorgung erfolgte durch einen einachsigen Anhänger, der immer mitgeführt wurde. Im kalten Winter wurde der Anhänger des Busses durch einen kleinen Ofen, der im hinteren Teil stand, erwärmt. So sah man bei eisiger Kälte die Busse mit Anhänger aus dem der Kamin qualmte und Leuchtgasanhänger fahren. Unter großer Beanspruchung wurde der Verkehr der Linie Kreuztal-Hilchenbach bis April 1945 aufrecht erhalten.
Ein 46-Sitzer Henschelbus 1931
Als nach dem Zusammenbruch der Verkehr fast zum Erliegen kam und nur mit ungeheuren Schwierigkeiten auf lebensnotwendige Einsätze beschränkt bleiben musste, war auf der Strecke Kreuztal-Hilchenbach schon 14 Tage nach Kriegsende wieder ein Bus des Verkehrsbetriebes Albert Schmidt unterwegs. In der Zwischenzeit hatte es außer Kohlenzüge, mit denen man verbotenerweise fuhr, keine Beförderungsmöglichkeit gegeben. Auch zum Hamstern, wurden diese Kohlenzüge genutzt. Die Fahrpreise waren die gleichen wie 1928. Den Wünschen der Bevölkerung kam man immer mehr entgegen, denn die Fahrpläne der Buslinien Kreuztal-Hilchenbach und Dahlbruch-Müsen wurden immer mehr verdichtet.
Sonderfahrt 1932 nach Königswinter mit Zwischenstopp im Gasthof Werthenbach In Brauersdorf.
Da die Busse immer sehr gut besetzt ja überfüllt waren, fuhr ein Schaffner seinerzeit mit. So beförderte der Verkehrsbetrieb alleine im Betriebsjahr 1952, ein Jahr vor seinem 25-jährigen Jubiläum, 1.227.232 Personen im Linienverkehr. Dies ist eine unglaubliche durchschnittliche Tagesbeförderung von 3.362 Fahrgästen. Weiterhin wurden in diesem Jahr 12.885 Reiselustige in den modernsten Reisebussen in alle Gebiete der Bundesrepublik sowie ins Ausland befördert.
Eine weitere Halle in der bequem drei Busse Platz hatten und eine neue Tankstelle wurden bis 1950 errichtet. Man lackierte die Busse selbst, denn man hatte in der Zwischenzeit auch eine eigene Lackiererei gebaut. In diesen Gebäuden sind heute u. a. der TÜV Nord und ein Getränkemarkt mit ausreichenden Parkplätzen. 1951 wurde auf dem Betriebsareal noch ein Mehrfamilienhaus gebaut. Im Erdgeschoss wurde das Büro der Firma Schmidt und weitere Geschäfte eingerichtet. Das Betriebsgelände stand zwar auf Kredenbacher Gebiet wurde aber immer unter Dahlbruch geführt. Albert Schmidt wohnte ab 1932 mit seiner Familie schräg gegenüber in Dahlbruch im Wohnhaus der Waldstraße1.
Linienbus mit Anhänger der Firma Albert Schmidt im Jubiläumsjahr 1953
Im August 1953 wurde das 25-jährige Jubiläum gefeiert. Zu dieser Zeit waren 17 Personen beschäftigt, die sieben Omnibusse mit drei Anhängern bedienten. 17 bis 18 Millionen Fahrgäste konnten bei rund 3 Millionen Fahrtkilometern in 25 Jahren unfallfrei befördert werden. Es war eine stolze Leistung denn das Busunternehmen Schmidt hatte somit mit seinen Bussen 436 mal den Erdball umfahren. Eine Fülle von Blumen, Glückwunschschreiben usw. aus nah und fern wurden dem alten Pionier des heimischen Kraftfahrgewerbes Albert Schmidt ins Haus gebracht. Es war ein Beweis welche Wertschätzung sich dieser Fahrdienst im oberen Ferndorftal erfreute. Wer die harmonische Jubiläumsfeier in der geschmückten Fahrzeughalle mit erlebte spürte wie groß die Wertschätzung aus Leistung und Haltung zu diesem Betrieb war.
Am 1. Januar 1975 schloss sich das Busunternehmen Schmidt der neu gegründeten Verkehrsgemeinschaft Westfalen Süd (VWS) an. Wegen der Firmenaufgabe schied es in den 1990er Jahre wieder aus diesem Verband. Die Streckenliezens wurde später von VWS übernommen und die Bus-Ära Albert Schmidt ging 1995 zu Ende.
Alle Bilder auf dieser Seite sind mir freundlicherweise von Werner Hansmann, Dahlbruch, zur Verfügung gestellt worden. Herzlichen Dank auch auf diesem Weg.