Reckhammer auf dem Wasserfall bey Dahlbruch
Die wohl letzte Concession für einen Hammer in alter Form zu betreiben, ist im oberen Ferndorftal 1769 für den Dahlbrucher gegeben worden. Sie lautete wie folgt:
‘’Concession des Reckhammers unterhalb dem Dahlbruch’’
Die Gebr. Klein - Dahlbruch - bauten den Hammer 1834 in eine Eisengießerei um
“Demnach des Prinzen Hoheit, dem Consistorial Secretario Schenk zu Siegen, die nachgesuchte Concession, einen Reckhammer auf dem Wasserfall bey Dahlbruch anlegen und betreiben zu dürfen unter folgenden Conditionen, gnädigste zuzustehen geruhet.
a) das er das noch abgehende Gehölz auswärtig anschaffen,
b) durch den anzulegende Teiche oder Graben niemanden schaden noch solche Fischen,
c) dieser zu errichtende Reckhammer den Teich oder das Wehr bey Hillnhütten mit dem Loheschen Hüttenwerk zur Hälfte unterhalten,
d) durch Anhalten oder Abwenden des Wassers eben gedachten herrschaftlichem Hüttenwerk keine Hindernisse machen,
e) der Reckhammer nur mit Steinkohlen getrieben,
f) hauptsächlich Stahl darauf raffiniert,
g) sothanes Stahl und das Eisen nirgends, als im Siegenischen gekauft und endlich
h) jährlich um Martini 6 stüber Wasserzinzen an die Herrschaftliche Kasse entrichtet werden soll.
Als wird solches demselben zur Nachricht hiermit bekannt gemacht.
Dillenburg, den 25. May 1769
Fürstliche Landesregierung hierselbsten
gez. Spanknabe.”
Etwa gegenüber dem heutigen Gasthof Dahlbrucher Hof, auf der anderen Straßenseite der B 508, wurde damals ein Teich für den oben erwähnten Reckhammer angelegt. Er füllte sich durch einen langgezogenen Wehrgraben, der in Hillnhütten von der Ferndorf abgezweigt wurde. Unmittelbar unterhalb dieses Teiches, in Richtung Süden, war der letzte Reckhammer in alter Form im Ferndorftal montiert worden. Durch ein oberschlächtiges Wasserrad wurde er in Bewegung gesetzt. Das überflüssige und gebrauchte Wasser wurde in einen darunter liegenden Graben geleitet.
Situationsplan von der Dahlbrucher Hütte, dem Reckhammer und der Schweißfurth Anno 1828
Übrigens hatte der Teich, dessen Wasser damals das Wasserrad für den Reckhammer angetrieben hatte, die Trassenführung der heutigen B 508, beim Bau von 1830 bis 1834, beeinflusst. Die Straße bekam seinerzeit wegen dem Teich einen Bogen, der heute noch vorhanden ist.
Reckhammer des alten Haardter Walzwerks in Siegen
Das Wasser für diesen Graben wurde etwa 50 m unterhalb der heute noch vorhandenen Brücke in Hillnhütten von dem Ferndorfbach abgeleitet. Übrigens war dies damals die einzige Brücke über die Ferndorf auf heutigem Dahlbrucher Gebiet. Dieser zweite lange Graben durchschnitt nach einem Zufluss beim Reckhammer das Rothenbachbett, etwa wo heute der Abzweig von der B 508 nach Müsen geht. Von hier nahm er je nach Bedarf noch Wasser aus dem Rothenbach zum Lohischen Rohstahlwerk mit. Dieser künstlich angelegte Wehrgraben hatte immerhin die erstaunliche Länge von etwa 1850 m. Dieser lange Graben staute natürlich viel Wasser und somit konnten die Wasserräder in Lohe bei Trockenheit länger laufen als anderswo.
Diese nur schwer vorstellbaren verschiedenen Gräben sind durch die Niederschrift über die Genehmigung des Reckhammers und altes Kartenmaterial klar belegbar. Da das Ferndorftal hier durch Zufluss der Rothenbach von Müsen kommend sehr sumpfig war, splittete sich einst die alte links laufende Landstraße (Hohlweg) von Ernsdorf nach Hilchenbach nur in Kredenbach. Sie lief von hier an links und rechts vom Tal am Berghang und vereinigte sich wieder in Hillnhütten.
Reckhammer
Die älteren Dahlbrucher erinnern sich bestimmt noch an eine langgezogene Höhle, die hinten rechts abbog, an der heutigen Hochstraße Nr. 3, wo die Ärzte Hoffmann ihr Domizil aufgeschlagen hatten. Es war ein Stück von einem Weg, einem Hohlweg, und die Zufahrt zum Reckhammer, aber auch schon lange davor die Zuwegung zur damals selbstständigen Gemeinde Schweißfurth. Leider steht heute kein Gebäude mehr von dieser Gemeinde. Dieser uralte Hohlweg verlor mit dem Bau der Wittgensteiner Straße in den 1830er Jahren seine Bedeutung. Dahlbruchs Häuser standen damals alle auf dem obersten Dahlbruch. Der Reckhammer wurde unten im Tal gebaut. Daher war die Bezeichnung ,,unterhalb dem Dahlbruch’’ schon richtig.
Aus einem Brief, den Johann Philipp Becher 1779 an Jung-Stilling nach Kaiserslautern schrieb kann man Folgendes, was völlig unbekannt ist, entnehmen. Nämlich, dass die damals selbstständigen Gemeinden, Hillnhütten und Lohe kurz vor 1800 eine größere wirtschaftliche Bedeutung hatten als Dahlbruch. So gab es in Hillnhütten auch einen Reckhammer und einen Eisenhammer. In Lohe gab es zu dieser Zeit einen Eisen- und zwei Stahlhämmer, die alle drei herrschaftlich waren. In Dahlbruch dagegen gab es nur einen Reckhammer, der noch nicht lange bestand.
Oberschlächtiges Wasserrad
Im Staatsarchiv in Düsseldorf befindet sich ein Dokument, wo die Siegerländer Industrie 1810 beschrieben wird. In dieser Niederschrift kommt u. a. zum Ausdruck. Der Thahlbrucher Reckhammer beschäftigt drei Arbeiter. Überwiegend wird Stabeisen zu Bandeisen ausgeschmiedet. Es werden 50 Karren Stabeisen verarbeitet, die 19.200 RTL. Kosten und von den Hämmern (Eisenhämmern) in der Gegend bezogen werden. Weiterhin wurden Steinkohlen aus dem Märkischem verwendet. Der Eimer Steinkohle, derer zu jeder Karre sechs verbraucht wurden, kostete ein RTL. Der Absatz ging hauptsächlich in die Pfalz und sonstige Weinbaugebiete. Das dünn geschmiedete Bandeisen wurde als Bandage für die hölzernen Weinfässer verwendet. Als großes Hindernis wurde angegeben, dass diese Fabrikate nicht ohne große Abgabe über den Rhein gebracht werden durften.
Im Jahre 1828 hatte man einen neuen Obergraben (Wasserzuführgraben) für das Hütten- und Hammerwerk zu Lohe gebaut. Weiterhin war in dieser Zeit eine Metallhütte von der Schweißfurth nach Lohe verlegt worden. Aus diesem Grunde wurde wohl auch der neue Graben auf dem Hoheitsgebiet der Schweißfurth von der Ferndorf abgeleitet. Möglich war aber auch, dass man das Wasserrecht nach Lohe umgeleitet hatte.
Das Wasserrecht war ein verbrieftes Recht von großer Wichtigkeit und hatte sehr lange seine Bedeutung. So wurde das Wasser, bedingt durch die Wasserräder, lebensnotwendig für die Wirtschaft und die Industrie. Da es mit weitem Abstand lange Zeit der wichtigste Energieträger im Siegerland war, wurde es sehr oft genutzt bis es die Grenzen unseres Kreises verließ.
Bergmann (Henner - oberes Bild) und Hüttenmann (Frieder - unteres Bild) erinnern an die lange Tradition und Bedeutung des Siegerlandes als Erzbergbauregion. Die beiden überlebensgroßen Figuren wurden im Auftrag der Handelskammer Siegen und des Berg- und Hüttenmännischen Vereins von dem Siegener Künstler Prof. Friedrich Reusch geschaffen und vertraten die Stadt Siegen auf der Düsseldorfer Industrieausstellung des Jahres 1902. Seitdem haben sie ihren Platz auf der Siegbrücke.
Übrigens stößt man bei Bauarbeiten auf dem Gelände SMS Siemag AG in Dahlbruch noch heute ab und zu auf einen unterirdischen Kanal. Er wurde wegen dem bestehenden Wasserrecht für das ehemalige Loher Werk noch in den 1950er Jahren gebaut. Das Wasserrecht ist zwar heute erloschen, aber der Kanal ist auch nie von dem Loher Werk genutzt worden.
Es gab noch einige Hämmer mehr im Ferndorftal. Die meisten bestanden schon über 300 Jahre, als der Dahlbrucher gebaut wurde. Aber keiner von all diesen Hämmern hatte später auch nur annähernd solch eine bedeutende Entwicklung erlangt wie der Dahlbrucher.