Bau der Marienkirche in Siegens Löhrstraße
Bereits bevor die Marienkirche gebaut wurde hatte die katholische Gemeinde von Siegen schon ein Gotteshaus. Es war die St.-Johannes-Kirche, die auf dem Gelände des unteren Schlosses stand. Sie stand da wo später der fürstliche Marstall gebaut wurde. Er wurde noch lange als evangelische Stadtschule genutzt bis er am 16. Dezember 1944 den Bomben zum Opfer fiel. Die St.-Johannes-Kirche wurde durch den großen Stadtbrand von 1695 vernichtet. Sie war von beiden Konfessionen für ihre Gottesdienste genutzt worden.
Die Marienkirche in Siegen, Ansicht von Süden (Foto Robert Ionescu)
Die beiden Fürstenhäuser und die konfessionellen Gemeinden kamen zu keinem positiven Ergebnis über den neuen Kirchenbau. Die neue Kirche sollte auf keinen Fall auf dem Platz der St.-Johannes-Kirche gebaut werden. Nach langen Verhandlungen einigte man sich auf einen Bauplatz in der Löhrstraße. Es war ein Platz, der durch den Brand von 1695 frei geworden war und zwischen den Anwesen Daub und Schumacher lag. Bis zu dem großen Stadtbrand standen auf diesem Platz vier Wohnhäuser. Die Katholiken hatten zunächst freie Hand zum Bauen. Die Kirche sollte aber nicht mehr als 150 Fuß in der Länge und 80 Fuß in der Breite betragen. Ein Fuß hatte eine Länge von 30,48 Zentimetern. Da die Religionskämpfe noch im Gange waren sollten am Äußeren der Kirche keine Marienbilder, Engel oder andere Bilder angebracht werden.
Ansicht der neu aufgebauten Sauer-Orgel in St. Marien, mit mehr als 1800 Pfeifen (Foto Peter Barden)
Die Marienkirche wurde von den Jesuiten in den Jahren 1702 bis 1725 nach Plänen des, in der Kirche am 21. August 1712 begrabenen Laienbruders Anton Hülse errichtet. Am 29. März 1702 wurde mit dem Bau der Kirche in Gegenwart des katholischen Fürsten Wilhelm Hyazinth begonnen. Er und seine zweite Gemahlin, Maria Anna Josepha geb. Gräfin von Hohenlohe legten am 22. Juni 1702 den Grundstein für das Gotteshaus. Die Chronik sagte weiter, dass man den Maurer bei dieser Gelegenheit ein Trinkgeld von sechs Talern gegeben hätte. Die katholische Gemeinde war seinerzeit sehr arm. Eine Kanzel gab es zunächst nicht in der neuen Kirche und der Bau machte nur langsam Fortschritte.
Innenraum der Marienkirche (Foto Michael Groos)
Die schlechte finanzielle Lage der katholischen Gemeinde hatte zur Folge, dass die Bauphase sich über zwei Jahrzehnte hinzog und erst im Oktober 1722 das Dach fertiggestellt wurde. Nach Aufsetzen der Stange durch den Leiendecker Bonnier am 15. Juli 1725 fand schließlich am 15. August desselben Jahres die Einweihungsfeier statt. Zu diesem Anlass fand eine feierliche Prozession durch die Straßen der Stadt Siegen statt. Zur Einweihung der neuen Kirche erklang seinerzeit von deren Turm nur ein einziges kleines Glöckchen. Es war der erste katholische Kirchbau im Siegerland nach der Reformation, als es eigentlich nur noch evangelische Gotteshäuser gab und daher für die Katholiken von enormer Bedeutung. Im Zentrum der Siegener Altstadt stand sie nun gleichberechtigt in nächster Nähe zur evangelischen Nikolaikirche.
Innenansicht mit Kanzel und Altar.(Fotografie von Albert Ludorff, 1903)
Es war eine eindrucksvolle Feier an denen alle Katholiken aus dem Saynischen und Kölnischen anwesend waren. Die katholische Gemeinde war froh endlich wieder eine Stätte der Andacht gefunden zu haben. Die Kirche war allerdings schon während des Baues genutzt worden. Aus alten Dokumenten war zu erfahren, dass schon vor dem Begräbnis des Baumeisters Hülse viele Persönlichkeiten dort bestattet wurden. Bestimmt haben die Angehörigen für Beisetzung ihrer Lieben viel bezahlen müssen. Die Einnahmen wurden für den Weiterbau der Kirche verwendet.
Durch Geldarmut der katholischen Kirche konnten weitere Anschaffungen für die Ausstattung der Kirche erst nach und nach gemacht werden. 1734 kamen drei weitere Glocken hinzu. Die Familie Hövel aus Fickenhütten hatte zum größten Teil die Finanzierung für die große Glocke übernommen. Während die Gelder für die beiden anderen Glocken von der Siegenerin Agnese Breitenbach, geb. Pfeifer zusammengebracht wurden. Im selben Jahr als die Glocken aufgehängt wurden, starb Pater Hall, der eigentliche Vater des Kirchbaues und wurde vor dem Hochaltar beigesetzt.
Türme von St. Marien- und Nikolaikirche in Siegens Oberstadt (Bild aus Orte verbinden)
1848 waren die Glocken durch Phil. Rincker in Sinn umgegossen worden. Sie mussten aber während des ersten Weltkrieges für die Wehrmacht abgegeben werden. Die Gemeinde erhielt aber nach dem Kriege wieder neue Glocken. Es wurde berichtet, dass sich auch evangelische Einwohner sich an der Geldsammlung für die Glocken beteiligt hätten. Im Jahre 1874 schlug ein Blitz in den Turm des Gotteshauses und verrichtete im Turm und in der Kirche großen Schäden.
Die Kirche befand sich auf dem Südhang des Siegbergs in der Löhrstraße in Siegens Oberstadt. Der Sakralbau im Stil des Barocks ist der einzige noch erhaltene dieser Epoche in der Stadt Siegen. In der Marienkirche befanden sich auch die Grabstellen von Angehörigen des Hauses Nassau, die bis zum großen Stadtbrand im Jahre 1695 in der durch diesen Brand zerstörten Klosterkirche St. Johannes ihre letzte Ruhestätte hatten. Während der Errichtung der Marienkirche wurden die Gebeine aus der Krypta dieser Johanneskirche in den Chorraum der Marienkirche umgebettet.
Gottesdienst in der Marienkirche (Bild aus Pfarrnachrichten)
Als in jenen Nachmittagsstunden des 16. Dezember 1944 die Altstadt in Siegen von den Flammen verzehrt wurde, suchten viele Einwohner Schutz in der Marienkirche. Aber am Abend wurde auch sie, bis auf die Grundmauern, von der Gewalt des Feuers zerstört. Nach dem Krieg wurde die Kirche wieder aufgebaut. Die erste Firmungsfeier fand im September 1947 statt. Im Herbst des folgenden Jahres bekam der Kirchturm eine Haube aus Kupfer.
Auch der Altarraum erfuhr eine Umgestaltung, die zeitlos war und dem erneuerten Liturgieverständnis des zweiten Vatikanischen Konzils entsprechen sollte. Dieses gelang durch die Arbeit der Dortmunder Bildhauerin Liesel Bellmann. Ihre Werke sollten dem Benutzer dienen. Die Motive waren geprägt von kraftvoller Strenge die der Pflanzenwelt entflohen waren. Besonders auffällig war die Gestalt des Tabernakels. Hier schaut man auf Bronzetüren, die im geschlossenen Zustand eine aufkeimende Rosenknospe als Hinweis auf das neue Leben mit Christus versinnbildlichen wollten, ruhend auf einem Baumstamm aus Carrara-Marmor.
Marienkirche Siegen von Häusling aus gesehen. (Bild aus Pfarrnachrichten)
In ihrer barocken Konzeption erhielt sie eine ebensolche Ausstattung. Zentraler Blickpunkt war der bis zum Gewölbe emporreichende prächtige Hochaltar. Das Bild rundeten zwei dem Hadamarer Barock entstammenden Seitenaltäre ab, die je zwei Heiligenfiguren aufwiesen, Maria und Johannes unter dem Kreuz und die Jesuiten Stanislaus Kostka und Aloisius von Gonzaga. Sie wurden im Jahre 1728 in der Blütezeit des Hadamarer Barocks von Bildhauer Johann Theodor Düringer angefertigt. Besagte Figuren hatten die Wirren der Zeit überstanden und gelangten im Jahre 2002 zurück in die Marienkirche. Die heutigen vier Glocken der Marienkirche wurden im Jahr 1948 vom Bochumer Verein in der V12-Rippe gegossen. Sie hängen seit 1949 im Turm an gekröpften Stahljochen und läuten zur Heiligen Messe. Alle vier Glocken gemeinsam sind nur an Hochfesten zu hören. Die größte Glocke hat ein Gewicht von 2105 kg und die kleinste wiegt 640 kg. So ist das Äußere der Marienkirche heute noch schöner als zuvor. Dieses Gotteshaus ist wieder eines der ehrwürdigsten Bauwerke von Siegen geworden. Im August 2009 wurde diese Kirche seitens der Arbeitsgemeinschaft Historischer Stadtkern NRW zum Denkmal des Monats ernannt.
Literaturnachweis:
WIKIPEDIA: Marienkirche (Siegen)
Unser Krönchen: Wie die Marienkirche entstand
dewiki: Marienkirche Siegen
bike-arena.de: St. Marienkirche, Siegen
siegen.de: Barocke Grablege katholischer Grafen und Fürsten
wdr.de: Marienkirche in Siegen (Siegen-Wittgenstein)
nrw.de: historische stadtkerne
zeitraum-siegen.de: St. Marienkirche
sauerland.com: St. Marienkirche Siegen / Sauerland