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Ferndorf ist einer der ältesten Orte des Siegerlandes

Ferndorf ist ein Stadtteil von Kreuztal im nordrhein-westfälischen Kreis Siegen- Wittgenstein. Erstmals wurde der Ort urkundlich 1067 unter dem Namen Berentraph erwähnt. Er ist somit einer der ältesten Orte des Siegerlandes. Ferndorf war bis 1969 Zentrum des 14 Gemeinden verwaltenden Amtes Ferndorf. Es wurde von der nach ihm benannten Ferndorf durchflossen. Bis Ende 1968 war Ferndorf der Sitz des gleichnamigen Amtes, zu der auch die Gemeinden Bockenbach, Buchen (bis 1966), Burgholdinghausen, Buschhütten, Eichen, Ernsdorf (bis 1928), Fellinghausen, Kreuztal, Krombach, Kredenbach, Littfeld, Osthelden, und Stendenbach gehörten. Ferndorf hatte im Dezember 2021, 3851 Einwohner. Hier lebten 550 Menschen auf einem km². Ferndorf hat in der Zitzenbach ein Naturfreibad. Der Begriff Deuker ist eine uralte Bezeichnung für die Ferndorfer.

Das Wappen von Ferndorf am Ortseingang (Bild von Wikipedia Ferndorf)
Das Wappen von Ferndorf am Ortseingang (Bild von Wikipedia Ferndorf)

In der Gemarkung gab es die frühere Siedlung Ahe. Am 8. März 1319 wurde ein „Heydinrich A“ genannt. Die Siedlung war früher nur ein Hof, hatte vier Gehöfte und wurde um 1700 evakuiert und aufgelöst. Am 1. Januar 1969 ging Ferndorf durch das zweite Gesetz zur Neugliederung des Landkreises Siegen unter Protest der Ferndorfer Bürger, in der durch die kommunale Neugliederung geschaffene Stadt Kreuztal auf. Das Zentrum der heutigen Stadt Kreuztal wurde 1826 im Taufbuch der Kirchengemeinde Ferndorf erstmals als Kreuzthal bezeichnet. Seit dem 1. März 1884 durchfährt Ferndorf eine Bahnstrecke, nämlich das Teilstück der Bahn Kreuztal – Cölbe. Die Fahrpost als Kutschbetrieb wurde gleichzeitig damit eingestellt. Ende des Jahres 2011 wurde die Fahrkartenausgabe am Bahnhof in Ferndorf geschlossen. Ferndorf weist eine lange Tradition metallverarbeitender Betriebe auf. Heute sind die wichtigsten Betriebe die Lochanstalt Aherhammer und Thyssenkrupp. Bis zur Schließung gehörten die Röhrenwerke Bender dazu.

Hotel Finke in Ferndorf im Jahre 2012 (Bild von Walter Münker)
Hotel Finke in Ferndorf im Jahre 2012 (Bild von Walter Münker)

Wer Ferndorf heute entdecken will, findet am Fuße des Kindelsberges, wo der Ort beheimatet ist, eine gewachsene Ortschaft vor. Über die viel Aktuelles und Historisches berichtet werden könnte. Die Historie Ferndorfs reichte bis in graue Vorzeiten zurück, mindestens bis in die jüngere Steinzeit als unsere noch als Jäger und Sammler umherziehende Vorfahren begannen, langsam sesshaft zu werden. Dabei hinterließen sie auch in der Gegend um Ferndorf erste Spuren. Auf eine vorübergehende Besiedlung durch jungsteinzeitliche Hirten um 1800 v. Chr. deutet ein Steinwerkzeug-fund hin.

Degge Duffel aus Ferndorf fürs Museum in Dortmund (Bild von Westfalenpost)
Degge Duffel aus Ferndorf fürs Museum in Dortmund (Bild von Westfalenpost)

Vier Ferndorfer Urhöfe gab es seinerzeit. Als Urhof bezeichnen wir die vier zuerst gegründeten Höfe, um die herum sich nach und nach die Ortschaft Ferndorf bildete. Einige Scheunen oder Schuppen baute man, wenn man sie als solche nicht mehr benötigte im Laufe der Jahre als Wohnhäuser um. Zusätzlich entstanden immer mehr neue Häuser. Schließlich wurden auch die Urhöfe als Wohnhäuser in dem Ort integriert. Allein der bereits 1434 erwähnte Irlenhof wird auch heute noch als landschaftlicher Betrieb geführt. Wann und ob der 1067 erstmals erwähnte Besitz in mehrere Höfe aufgeteilt wurde ist nicht überliefert. Der etwas abseits gelegene Irlenhof wird als klösterlicher Besitz von Drolshagen erwähnt. 1461 zählte man in Ferndorf 17 Steuerzahler. Das ist nicht viel, aber immerhin sollen 85 Menschen in Ferndorf gewohnt haben. Wenig später sind die ältesten heute noch in Ferndorf stehende Gebäude errichtet worden. Damals lebten die Menschen von der Landwirtschaft, von der Herstellung und dem Handel mit Metallerzeugnissen, die in den beiden Hammerwerken Berger Hammer und Aher Hammer produziert wurden. Die Chronik spricht hier von Landmännern, Gewerken (den Besitzern der Hammertage). Daneben gab es noch den Krämer, Leinweber, Hirten, Schmiede, einen Pfarrer und einen Lehrer sowie Wirte und Zimmerleute.

Die Zitzenbach in Ferndorf naturnah (Foto von landschaft,bach,fluss)
Die Zitzenbach in Ferndorf naturnah (Foto von landschaft,bach,fluss)

Bekannt waren die Ferndorfer durch die deggen Duffeln. Ferndorfs Beitrag zur Ausstellung 200 Jahre Westfalen in Dortmund war eine Kartoffel, eine Duffel von gigantischem Ausmaß. Welch eine Knolle, sie war 1,30 m mal 1m und 1 m dick. Ferndorf war vom Westfälischen Heimatbund eingeladen für die Ausstellung „200 Jahre Westfalen“ etwas kennzeichnendes für den Ort und zugleich Einzigartiges für Westfalen beizutragen. Nachdem die Wittgensteiner ein Wisent und Hilchenbach den Lehnstuhl von Jung-Stilling schickten, besannen sich die Ferndorfer auf ihre deggen Duffeln, was auch ihre Vorfahren schon gemacht hatten. So soll bei einem Ferndorfer Festumzug 1936 der Wagen mit der Riesenduffel von zwei Kühen gezogen worden sein. Aber auch bei der 900-Jahrfeier und bei weiteren Festumzügen waren die Kartoffeln so groß, dass man eine große Säge brauchte um sie zu zerkleinern. Dass es sich dabei um Styropor handelte, dürfte jetzt eigentlich niemanden mehr überraschen. Über Ferndorf gibt es viele Anekdoten, so auch eine über die Mundharmonika, die wegen dem großen Maul nur aus einem gewaltigen Tannenbaum geschnitten werden konnte. Eins aber ist dabei sehr nett, der Ferndorfer lacht mit.

Innenansicht der Laurentiuskirche in Ferndorf 2018 (Bild aus Wikimedia Commons)
Innenansicht der Laurentiuskirche in Ferndorf 2018 (Bild aus Wikimedia Commons)

Mittelpunkt des Dorfes ist die um das Jahr 1250 im spätromanischem Stil erbaute Laurentiuskirche. Die Kirche wurde erstmals 1339 in einer Patronatsurkunde erwähnt. Errichtet wurde sie allerdings schon früher und dem Heiligen Laurentius erwähnt. Bei dieser Kirche handelt es sich um eine spätromanische, dreijochige westfälische Hallenkirche mit vorgebautem Westturm. Dieser ist jedoch älter als das Kirchenschiff. Im Jahr 1778 erfolgte ein großer Umbau. Die bis dahin sehr kleinen rundbogigen Fenster wurden deutlich vergrößert. Weiterhin wurden die Portale erneuert, neue Bänke und Emporen eingebaut. Bänke, Emporen und Türen sind bis heute erhalten. 1887 wurde die Kirche zu klein, so dass man den Chor abbrach und die Kirche um ein Querschiff und Chor, Sakristei und Taufwartezimmer erweiterte. Die Kirche hat seitdem eine Länge von 33 Metern. Der Kirchturm hat eine Höhe von 54 Meter und weist mit seinen Rundbögen auf die romanische Bauzeit hin und dürfte älter sein als das dreijochige Langhaus. Möglicherweise diente der Turm zuvor schon einer älteren Kirche oder Taufkapelle. Die Laurentius Kirche gehört in ihrer 900-jährigen Geschichte zu den ältesten Kirchen im Siegerland.

Ortsansicht von Ferndorf 2021 (Luftbild von Haqns Blossey)
Ortsansicht von Ferndorf 2021 (Luftbild von Haqns Blossey)

Die Kirche wurde nach Laurentius von Rom benannt, der in Vertretung des Papstes für das örtliche Kirchenvermögen zuständig war. Nach Enthauptung des Papstes Sixtus II durch den römischen Kaiser Valerian sollte Laurentius das gesamte kirchliche Vermögen als Tribut abgeben. Laurentius weigerte sich und verteilte das Kirchengut an die Mitglieder der Gemeinde. Laurentius wurde vom Kaiser Valerian gefangen genommen, gefoltert und schließlich auf einem glühenden Gitterost hingerichtet. Alle zwei Jahre (ungerade Jahre) findet am ersten Adventswochenende ein stimmungsvoller Weihnachtsmarkt rund um die Ferndorfer Kirche statt, an dem sich viele Vereine beteiligen.

Ferndorf hat sehr viele Vereine. Sie alle aufzulisten würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen. Deswegen berichte ich nur von Ferndorfs Aushängeschild, dem Handball. Ferndorf ist die Heimat des 1888 gegründeten TuS Ferndorf, der vor allem für seine Handballabteilung sehr bekannt ist. Die mehr als 1500 Mitglieder betreiben überwiegend Breitensport. Vor allem im Handball, aber auch in der Leichtathletik sowie im Tennis und Tischtennis wird Leistungssport betrieben. Die Sporthalle Stählerwiese in Kreuztal bietet 1.400 Zuschauern Platz und ist die Arena der Heimspiele des TuS Ferndorf. Die 1. Mannschaft (Der TuS hat zahlreiche Mannschaften) spielt in der 3. Bundesliga der Staffel Süd-West und hat die Meisterschaft mit nur einem Remis bereits im April 2024 sicher. Im Feldhandball, was früher gespielt wurde, hatte der TuS in den 1950er Jahre große Erfolge, denn er spielte bei Heimspielen in der seinerzeit höchsten Spielklasse auf dem Rosenkamp in Ferndorf.

Literaturhilfe:
ferndorf.de: Herzlich willkommen in Ferndorf
wikipedia.org: Ferndorf (Kreuztal)
tus-ferndorf.de: TuS Ferndorf Handball
Westfalenpost: Degge Dufffel aus Ferndorf wird museumsreif
Hinterhüttsche Chronik: was man sich so erzählt

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