In Dahlbruch wurde die Wasserkraft oft genutzt
Die Dahlbrucher Schneidemühle vor 1900. Links ist das Wasserad zu sehen und dahinter das Haus Weber an der heutigen Hochstraße
Die Wasserräder gehörten Jahrhunderte lang zum Landschaftsbild des Siegerlandes und waren mit Abstand der größte Energiespender. Wir hatten im Altkreis Siegen über 500 Wasserkraftanlagen. Durch den schnellen Fortschritt wurden sie nach und nach stillgelegt und durch moderne Technik ersetzt. Seit einigen Jahren ist ein gewisses Umdenken, auch bei uns im Siegerland eingetreten, denn man achtet wieder mehr altes Brauchtum und Tradition.
Die Rothenbacher Hütte war bis 1904 in Betrieb. Sie stand da, wo sich von Müsen aus kommend die Wege nach Silberg und Littfeld trennene
Da das Siegerland sehr wasserreich war und von vielen Flüssen und Flüsslein durchzogen, waren die Wasserräder überall und trieben die verschiedenen Mühlen und Hämmer an. Vermutlich um die Jahrtausendwende gab es im Siegerland die ersten Wassermühlen. Belegen kann man sie erst seit dem 13. Jahrhundert. 1270 wurde erstmals die Mühle von Hof Heistern erwähnt und Anno 1292 die Mühle von Stift Keppel. Die Wasserräder haben sich zuerst für die Mühlen, die für den Lebensunterhalt sorgten, gedreht und später dann für die Hämmer. In den meisten Fällen staute man das Wasser noch davor in sehr langen Mühlengräben, damit man bei Trockenheit auch noch Wasser hatte. Aber auch sehr viele Teiche wurden als Wasserspeicher angelegt. Aus dieser Zeit stammt auch der Siegerländer Spruch: ,,Haben wir Wasser trinken wir Wein. Haben wir kein Wasser bleiben wir de heim.‘‘
Die alte Stellmacherei Wilhelm Freudenberg in Allenbach mit einem mächtigen Wasserrad. Die Aufnahme entstand 1905
Auch Dahlbruch hatte einige Wasserkraftwerke, die durch die Bachläufe Ferndorf, Rothenbach, Winterbach und Hörbach angetrieben wurden. An der Winterbach wollte August Wurmbach 1836 eine Mühle bauen. Er traf auf große Schwierigkeiten, denn sein Unterlieger Braun wollte auch eine bauen und hatte den Antrag dafür schon Monate früher gestellt. Der Antrag wurde mit der Begründung genehmigt, da die eingegangene Müsener Mühle zwei Mahlgänge hatte und die von Wurmbach und Braun je nur einen. Eine Knochenmühle kam 1838 noch hinzu. Nachdem ein Lohlager 1864 angelegt worden war, kam 1865 noch eine Lohmühle hinzu. 1907 wurde das Lohlager in eine Schweinezüchterei umgebaut. Die Mühle wurde bis 1932 kommerziell betrieben und 1960 abgerissen.
Johannes Henrich Braun hatte auch Schwierigkeiten die Genehmigung seiner Mühle zu bekommen, da ein obenliegender Grundstücksbesitzer und die Wieseninteressenten unter ihm sowie die Müsener Stahlhütte Einspruch erhoben. Erst 1841 bekam er vom Ministerium des Inneren, als letzte Instanz, die Genehmigung. Die Grabenanlage wurde erst 1845 fertig gestellt. Braun starb in jener Zeit und die Fertigstellung des Baues war erst 1848 vollendet. Da die Ausführung nicht korrekt war, konnte durch Einspruch von Wurmbach die Anlage nicht in Betrieb genommen werden. Brauns Schwiegersohn, der Wiesenbesitzer war, sah die Anlage als unsinnig an. Aus den Unterlagen war nicht zu erkennen, ob die Mühle je in Betrieb gegangen war. Anzumerken ist, dass die Winterbacher Bauern leider noch nie an einem Strang gezogen haben.
Windgebläse für den Hochofen der Dahlbrucher Hütte. Erbaut von den Gebr. Klein, Dahlbruch, im Jahre 1833. Es war eine enorme Verbesserung
Das Flussbett des Winterbaches verlängerte man seinerzeit entlang des heutigen Hüttenweges, auf der Bergseite, bis zum Hause Weiß. Hier baute man eine Sägemühle, deren oberschlächtiges Wasserrad von dem Winterbach angetrieben wurde. Sie musste damals der Grube Stahlberg in Müsen gehört haben. Als 1905 das Wasserrad durch eine Turbine im heutigen Hause Weiß ersetzt wurde war sie im Besitz des Cöln-Müsener-Aktienvereins. Mit Stilllegung der Grube Stahlberg am 31. März 1931 wurde auch der Sägebetrieb eingestellt.
Die Winterbacher Hütte mit dem Hochofen in der Mitte des Bildes. Sie wurde 1908 stillgelegt und war die letzte Hütte im Müsener Bezirk. Sie stand am Zusammenfluss von Rothenbach und Winterbach
Bereits 1480 wurde eine Blashütte auf dem Dahlbruch erwähnt. Sie stand am Mühlengraben vor der Sägemühle, wo etwa heute das Gebrüder-Busch-Theater und das Haus Weiß ist. Die Blasebälge für das Hüttenfeuer wurden durch ein oberschlächtiges Wasserrad von 7m Durchmesser in Bewegung gesetzt. Aus der Blashütte wurde später eine Stahlhütte. Sie war 1648 mit der Loher Hütte die größte Hütte im Müsener Revier und hatte 55 Hüttentage. 1830 wurde ein neuer 26 Fuß hoher Ofen gebaut, der 90 2/3 Tage Betriebszeit im Jahr hatte. Anno 1855 wurde eine Dampfmaschine in Betrieb genommen. Ein Jahr später ging die Hütte in den Besitz des Cöln-Müsener-Aktienverein. In den 1860er Jahren wurde die Hütte stillgelegt. Der Aktienverein legte eine neue moderne Produktionsstätte an die inzwischen erbaute Ruhr-Sieg-Strecke nach Kreuztal (heute Bleva).
Dann gab es noch die Winterbacher Hütte. Sie soll bevor der Winterbach in den Rothenbach geflossen war gestanden haben. Erstmals wurde sie 1836 erwähnt und nutzte das Wasser der Rothenbach. Ab 1845 wurde auch das Gefälle des Winterbaches benötigt. Sie stellte 1908 den Betrieb ein und war die letzte Hütte im Müsener Bezirk. In unmittelbarer Nähe soll bereits 1403 die Hermannshütte zu Winterbach gestanden haben, die lange Zeit wüst gelegen hatte.
Die Gerberei Sapp in Hillnhütten war der einzige Betrieb im heutigen Dahlbruch, der das Wasser aus der Hörbach nutzte. Er stand da, wo heute der Lidl in Dahlbruch ist. Sie war von 1876 bis 1914 in Betrieb und war mit einer Lohmühle ausgestattet.
Von der Ferndorf wurde die Gerberei Klein in Hillnhütten bestückt. Sie soll auch eine Lohmühle gehabt haben und bereits 1884 Dampfkraft bekommen haben. Sie gehörte August Klein, dem Miteigentümer der Gebr. Klein Dahlbruch.
Dann gab es auch noch in Hillnhütten die Gerberei Loos. Mit großer Wahrscheinlichkeit war ihre Lohmühle von einem Wasserrad, welches mit Ferndorfwasser angetrieben wurde, in Bewegung gesetzt worden.
Vorne im Bild die 1865 erstellte ehemalige Lohmühle in der Winterbach von der Rückseite gesehen. Sie wurde bis 1932 kommerziell betrieben und 1960 abgerissen. Links im Hintergrund die Reste der Gerberei
Mindestens seit dem 17. Jahrhundert gab es auch einen Eisenhammer in Hillnhütten. In einen Stahlhammer wurde er 1823 umgebaut. Er wechselte oft den Besitzer. 1847 gehörte er L. Setz und Co., nach Schleifenbaum & Co. zu Weidenau kam er in den 1860er Jahren. Er wurde dann von Vorländer & Comp. gekauft und aus Konkurrenzgründen 1870 stillgelegt. Beide Hämmer wurden mit einem oberschlächtigen Wasserrad angetrieben.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts haben Gieselers in Hillnhütten an der Ferndorf einen Reckhammer gebaut. Der Betrieb hatte drei oberschlächtige Wasserräder. Demnach hatte der Betrieb mehrere Hämmer. J. G. Gieseler ließ die Hämmer 1842 zu Gunsten einer Loh- und Fruchtmühle umbauen. Beide Mühlen wurden durch ein Wasserrad angetrieben. Aufgrund des erhöhten Wasserverbrauches bekam er wegen der Wiesenentwässerung mit dem Stift Keppel Schwierigkeiten. Über sechs Jahre hatten diese Auseinandersetzungen gedauert.
Die Gebr. Böcking und J.G. Gieseler bauten 1831 an demselben oben aufgeführten Graben, westlich des Hammers, noch eine Lohmühle mit Gerberei. Im Jahre 1842 war diese Anlage wohl nur noch im Besitz der Böckings, da sie bei der Umwandlung des Hammers durch Gieseler protestierten. Erwähnenswert ist noch, dass diese Lohmühle die einzige Wasserkraftanlage in Dahlbruch war, die durch ein unterschlächtiges Wasserrad angetrieben wurde.
Das Bild zeigt den 1864 gebauten Lohschuppen in der Winterbach
In dem kleinen Hillnhütten, welches 1861 nur 55 Einwohner hatte waren vier Gerbereien, fünf Lohmühlen, eine Fruchtmühle und drei Hämmer. Hierdurch zählte Hillnhütten einst zu den reichsten Gemeinden des Siegerlandes. Da es keinen Wald besaß, musste für die Gerbereien alles eingekauft werden. So kamen die Felle zum Gerben im gesalzenen Zustand aus Amerika. Die Felle wurden über Händler von Antwerpen aus vertrieben und kamen nach Hillnhütten.
Im Jahre 1769 wurde in Dahlbruch noch ein Reckhammer errichtet. Er stand etwa gegenüber dem Dahlbrucher Hof auf der anderen Straßenseite und wurde durch ein oberschlächtiges Wasserrad in Bewegung gesetzt. 1834 wurde der Hammer von den Gebr. Klein in eine Eisengießerei umgebaut. Auch hier waren noch zwei Wasserräder viele Jahre in Betrieb und wurden später durch Turbinen ersetzt. Keiner der weit über 500 Wasserantriebe im Siegerland hatte solch eine unglaubliche Entwicklung gemacht, wie das Dahlbrucher Reckhämmerlein. Als die Familie Weiss das Unternehmen 1927 erwarb, waren die Gebr. Klein Dahlbruch auf dem Gebiet des Walzwerkbaues schon in der Welt bekannt. Die rasante Entwicklung wurde noch weiter ausgebaut. Heute heißt die Firma SMS Siemag AG und ist Weltmarktführer bei Planung und Bau von Hütten- und Walzwerken.