Im Bärenfell erstochen
Seit etwa 150 Jahren ziehen am Nikolaustag finstere Gestalten durch den Ort Müsen "öwerm Wasser." Die kostümierte, geschmückte Schar mit Schifferklavier, Teufelsgeige und den im Mittelpunkt stehenden Bär ist die Bärengruppe. Sie ziehen durch Teile von Dahlbruch nach Müsen und sammeln dabei, schon seit vielen Jahren, Geldspenden in ihre "Kassa" für einen guten Zweck und machen dabei viel Unsinn. Die Bärenumzüge im Bergmannsdorf Müsen haben eine lange Tradition. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 zogen Reisende oft mit einem Tanzbären durch den Ort. Als sie nicht mehr kamen, streiften Junggesellen kurzerhand in deren Rolle und verkleideten sich entsprechend. Es war eine sehr arme Zeit und es kam unter Einfluss von Alkohol oft zu Streitigkeiten. So wurde beim Bärenumzug im Jahr 1892 Wilhelm Otto Bensberg, der am 3. April 1873 geboren war, in einem Bärenfäll erstochen. Die Todeszeit wurde auf den 7. Dezember 1892 gelegt. Wilhelm Otto musste sterben, ein halb Jahr später legte ein Großbrand Müsen in Schutt und Asche. Danach wurde die Bärengruppe im Bergmannsdorf viele Jahre gerichtlich verboten. Der Verurteilte hatte immer behauptet, dass er es nicht gewesen wäre. Nach meinem Kenntnisstand hat deswegen bis kurz nach dem 2. Weltkrieg nie wieder ein Bensberg in der Bärengruppe gestanden. Am 6.12. wird die Bärengruppe wieder durch die Straßen ziehen und zum abendlichen Bärenball ins Bürgerhaus einladen. Ich wünsche uns, dass diese Tradition noch lange Zeit fortgeführt wird.
Die Müsener Bärengruppe am 06.12.2021 (Bild Kai Osthoff)