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Die Kirchengründungen in Hilchenbach

Unabhängig von den Kirchbauten vollzog sich die Gründung der selbstständigen Pfarrei in Hilchenbach. Es war leider keine genaue Datierung möglich. Mit Sicherheit können wir sagen, dass Hilchenbach 1239 noch kein eigener Pfarrbezirk war. Das Patronatsrecht übte das Kloster Keppel auch über die Pfarrei Netphen aus. Auf einer Urkunde von 1239 wurde Hilchenbach noch nicht erwähnt. Um 1325 wurde Hilchenbach mit großer Wahrscheinlichkeit von der Netphener Kirchengemeinde ausgepfarrt und bildete ein eigenes Kirchspiel mit der St.-Veits-Kirche. Im Jahr 1328 wurde zum ersten mal ein Pfarrer in Hilchenbach erwähnt. Es war Pfarrer (Plebanus) Walram der als Zeuge auf einer Urkunde aufgelistet war. Hilchenbach wurde damit auch Sitz eines Niedergerichts und Verwaltungsmittelpunkt. Die Grenze zwischen den Kirchspielen bildete nun der Bach, die Ferndorf. Alles was links der Ferndorf lag gehörte danach auch noch zur uralten Kirchengemeinde Netphen.

Fundamente der Uralten Pfarrkirche St. Vitus (Bild aus dem Buch, Das schönste Haus)
Fundamente der Uralten Pfarrkirche St. Vitus (Bild aus dem Buch, Das schönste Haus)

Die St.-Vitus-Kirche, wie sie später genannt wurde, stammte aus dem 13. Jahrhundert und war seit der Reformation eine evangelische Kirche. Anfang des 19. Jahrhundert verfiel sie zusehends, so dass sie abgebrochen werden musste. Aus Bruchsteinen wurde diese Kirche gebaut. Sie hatte einen wuchtigen, schönen Turm der harmonisch gegliedert war. Seine drei Schäfte schlossen mit glockenförmig gebildeten Dächern ab. Der oberste Schaft hatte nach allen vier Seiten ein Zifferblatt der Turmuhr. Die Turmspitze war verziert mit einer hochragenden Stange. Sie war unten auf einer Kugel befestigt und in der Mitte befand sich die etwas größere sogenannte Kaiserkrone. Hoch oben hatte die Stange noch einen Windpfeil. Nicht nur der Turm, sondern die ganze Kirche war ein Schmuckstück wie wir es auf einer Federzeichnung sehen können. An dem Turm schloss sich zum Marktplatz hin ein zweiteiliges Kirchenschiff. An ihm kam später ein kleiner Anbau für den Fürstenstuhl. Es war ein kleiner Saal von dem aus die Fürstenfamilie dem Gottesdienst beiwohnte.

Der Anbau des Fürstenstuhles erfolgte im Jahre 1683. Die Landesherren der Nassauer, die den Fürstentitel seit 1654 trugen, hatten enorme Zuwendungen der Kirchengemeinde Hilchenbach gemacht. Einen Abendmahlkelch, der heute noch in Gebrauch ist, hatte der Fürst Johann Moritz 1664 der Gemeinde geschenkt.

Federzeichnung der 1839 abgebrochenen alten St. Veits Kirche (Bild aus dem Buch, Das schönste Haus)
Federzeichnung der 1839 abgebrochenen alten St. Veits Kirche (Bild aus dem Buch, Das schönste Haus)

Um ein genaues Bild der ersten Kirche in Hilchenbach zu erhalten hatte der damalige Stadtdirektor Dr. Mahrenholz das Westfälische Amt für Bodendenkmalpflege in Münster seit 1979 gebeten, Bodenuntersuchungen an Ort und Stelle durchzuführen. Die Grabungen fanden 1987 statt. Die Bodenforscher fanden Reste von drei ehemaligen Kirchen, die in den Jahren etwa ab 950 bis 1844 hier gebaut worden waren heraus. Als Gründungsbau könnte eine Saalkirche mit vermutlich einschiffigem Langhaus gewesen sein. Über deren Länge und Breite konnte man keine Angaben machen. Auch ein Rechteckchor konnte festgestellt werden, deren Bauzeit aber nicht deutlich zu erfassen war und deren Abriss vor oder im Verlauf des 13.Jahrhunderts erfolgt sein dürfte. Der Bau musste aber, im Gegensatz zur heutigen Kirche, weiter in Richtung Marktplatz gestanden haben und würde den heutigen Standort des Jung Stillings Denkmal überdecken. Diese Frühkirche ist um des Jahr 1200 abgerissen worden und hatte etwa 200 Jahre gestanden. Eine genauere Datierung ließ sich durch die Grabungspfunde nicht ermitteln.

Ev. Kirche von Hilchenbach mit Jung Stilling Denkmal und Bepflanzung vor dem Brunnen. (Foto Susanne Träger)
Ev. Kirche von Hilchenbach mit Jung Stilling Denkmal und Bepflanzung vor dem Brunnen. (Foto Susanne Träger)

Diese Frühkirche gehörte zu einem Kleinkirchentyp der sich bis ins 12. Jahrhundert gehalten hatte. Da die Fundamente sehr altertümlich ausgesehen hatten, dürfte der Baubeginn kurz vor dem Jahre Tausend gewesen sein. Als Bauherr können nur ein Adliger oder geistiger Grundherr gewesen sein, der das Kirchlein als Eigenkirche errichtet hatte. Also ist die älteste Kirche in Hilchenbach nicht von einer Pfarrgemeinde gegründet worden, da die Pfarrei Hilchenbach erst viel später gegründet wurde. Der Kirchenplatz um diese Kirche, der gleichzeitig auch Friedhof war, wurde von allen vier Seiten von einer Mauer umgeben. Sie wurde von der Gemeinde nachweislich mit großem Aufwand gepflegt. Immer wieder aber kamen Klagen über die Feuchtigkeit dieser Kirche. Sie war offenbar auf sumpfigen Gelände und viel zu tief in die Erde gebaut. Aber auch die wachsende Zahl der Gemeindemitglieder hatte nicht mehr genug Platz.

Ev. Kirche Hilchenbach (Foto Aufnahme-techniken, langzeitbelichtung Bilder auf fotocommunity)
Ev. Kirche Hilchenbach (Foto Aufnahme-techniken, langzeitbelichtung Bilder auf fotocommunity)

Im 13.Jahrhundert frühestens aber in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhundert musste dann die Nachfolgerin ein gewölbter Absidensaal (spätromanisch) entstanden sein, der dann im 15./16. Jahrhundert zumindest im Bereich des Chors durch die polygonale Gestaltung eine zeitgemäße Veränderung erfahren haben dürfte. Durch Unterlagen im Kirchenarchiv wurde diese Bautätigkeit bestätigt. Die Kirche musste schon 1239 gestanden haben. Denn zu jener Zeit schenkte Graf Heinrich der Reiche von Nassau die geweihte Kirche von Hilchenbach dem Kloster Keppel. Im Jahre 1523 wurde der Pfarrer Hermann Kotzenrode als letzter katholischer Geistlicher in Hilchenbach erwähnt. Das Augsburger Bekenntnis wird unter Graf Wilhelm dem Reichen 1530 in Hilchenbach eingeführt. Der katholische Geistliche Johann Diefenbach tritt in die lutherische Lehre über und wurde Pfarrer in Hilchenbach.

Evangelische Kirche in Hilchenbach (Siegerland)  Foto & Bild | architektur, fassaden
Evangelische Kirche in Hilchenbach (Siegerland) Foto & Bild | architektur, fassaden

1830 kam der zuständige Bauinspektor Neumann in Siegen zu der Überzeugung, dass die Kirche zu Hilchenbach abgerissen werden müsse und eine neue gebaut werden sollte. 1834 fürchtete man den Einsturz dieser Kirche und forderte ihre sofortige Schließung. Aber erst im Oktober des Jahres 1839 gab es grünes Licht für den Abriss. Am 8. Dezember desselben Jahres hielt Pfarrer Trainer vor einer großen Menschenmenge in dieser fast ohne Sitzbänke und einer Ruine ähnlichen Kirche den letzten Gottesdienst.

Fast an der gleichen Stelle wurde 1844 der Grundstein für eine neue Kirche gelegt. Kaum war der Grundstein gelegt, brach zwei Tage später ein Stadtbrand aus, der viele Häuser vernichtete. Stift Keppel bot sich vorübergehend als Kirche an, nachdem man 30 Jahre in einer immer mehr verfallenen Kirche Gottesdienst halten musste. Beim Bau der Kirche wurden Bruchsteine der alten wieder verwendet. Die Einweihung dieses neuen Gotteshauses, dass ja heute noch steht, erfolgte 1846. Neben den Kosten für den Neubau der Kirche musste auch der Wiederaufbau nach dem Brand verkraftet werden. So konnten die beiden Kirchtürme erst 1863 gebaut werden.

Kirchwiese mit der ev. Kirche in Hilchenbach (Foto Siegener Zeitung)
Kirchwiese mit der ev. Kirche in Hilchenbach (Foto Siegener Zeitung)

Der Heilige Vitius war zum Schutzpatron dieser Kirche gewählt worden. Auch wurde er bis 1911 in dem Stadtwappen von Hilchenbach aufgeführt. Das Wappen zeigte zwischen zwei Tortürmen eine Mauer mit Zinnen. In der Mitte stand der Heilige Vitus mit einer Kirchenfahne in der linken Hand und dahinter links und rechts die Umrisse zweier Berge. Am äußeren Rand der Schriftzug STADT HILCHENBACH. In der zweiten Version wurde Vitus als Knabe dargestellt mit einer Fahne in der rechten Hand der auf einer Wiese am Bach stand Mit der Rundumschrift Außen am Rand MAGISTRAT DER STADT HILCHENBACH. Vom Staatsarchiv in Münster wurden beide Wappen, die in einem sehr schlechten Zustand waren, als ungeeignet bezeichnet. Das Staatsarchiv schlug vor, dass die unbrauchbaren und die nicht mehr deutlichen Wappen durch einen schreitenden Wolf ersetzt werden sollten. Das Wappen wurde übernommen und die königliche Genehmigung war am 22. Oktober 1911 erteilt worden. Nach dem Zusammenschluss 1969, mit den elf Gemeinden des früheren Amtes Keppel, hatte die vergrößerte Stadt ohne Änderung das Wappen übernommen.

Literaturnachweis:
Hilchenbach.de: Geschichte - Stadt Hilchenbach
Archiv der Stadt Hilchenbach
amd-westfalen.de: Hilchenbach, Ev.-ref. Kirche
Presbyterium Hilchenbach: Das schönste Haus
Stadtmuseum der Stadt Hilchenbach in der Wilhelmsburg

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